Was gab bei Ihnen den Anstoß zur digitalen Fabrik? Warum sollte ein neuer Weg eingeschlagen werden?
Wir sehen die smarte und digitale Fabrik vielmehr als Fortführung und Ergänzung zu unserem bisherigen Weg, als einen neuen Weg. Als Technologie-Unternehmen und regionaler Leitbetrieb waren wir immer offen für neue technologische Möglichkeiten und sind bestrebt, diese immer wieder zur Optimierung unserer Prozesse und Produkte anzuwenden.
Mit unserer Unternehmensvision Gunskirchen 2020, welches im Dezember 2012 gestartet wurde, haben wir mit den drei Säulen Technologie, Agilität und Lean Management unser vorrangiges Augenmerk auf die Optimierung des physikalischen Wertstromes und der internen Prozesse in der Produktion gelegt. Die ersten strategischen Ansätze zur Digitalisierung & Vernetzung begannen mit einzelnen Pilot-Projekten im Jahr 2016.
Diesen Weg werden wir auch in der Weiterführung der Unternehmens-Vision fortführen, worin auch eine tragende Säule die Digitalisierung und Vernetzung ist. Im Fokus der Produktion steht dabei ein durchgängiges Produkt- und Prozessdatenmodell, der assistierte Bediener sowie vernetzte Maschinen und Anlagen.
Der Plan zur Digitalisierung
Wie sind Sie in Ihrem Unternehmen dabei vorgegangen?
Einen regelrechten Plan zur Digitalisierung gab es nicht von Anfang an. Wir ermöglichten speziell in der Anfangsphase einzelne Pilotprojekte, welche stark auf die Bedürfnisse einzelner Fachbereiche abgestimmt waren. Mit dieser „innovativen Freiheit“ der Einzelprojekte nutzten wir die Kreativität und Begeisterung einzelner Mitarbeiter, welchen wir durch einen periodischen Informationsaustausch ergänzten, um Parallelitäten zu vermeiden.
Der Fokus am Standort war von Anfang an die Optimierung der Produktionsprozesse. Die Herausforderung war und ist dabei, die Transformation einer gewachsenen Produktionsumgebung mit hoher Heterogenität in Technologie, Prozessen, Daten- und IT Systemlandschaft.
Ab 2016 wurden diese Einzelprojekte durch die neu geschaffene Position „Manager Smarte Fabrik der Zukunft“ konzertiert und es entstand der erste „Plan zur Digitalisierung“. Dabei wurden zehn Säulen zu Technologie und Digitalisierung in der smarten Fabrik definiert, welche gemeinsam mit allen Fachabteilungen in einer Pilot-Umgebung ausgearbeitet wurden. Für alle Pilot-Projekte der Smarten Fabrik, wurde ein jährlicher Budgetrahmen vereinbart. Die Schwerpunkte werden dabei periodisch unter Einbindung aller Fachabteilungen angepasst.
Alle Pilot-Projekte wurden in Kollaboration mit internen Wissensträgern und externen Partnern aus Industrie und Forschung durchgeführt. Das Kernziel dieser Pilotumgebung war und ist, mit einem „Proof of Concept“ den unternehmerischen Nutzen, die Anwenderakzeptanz und die dafür erforderliche Datenreife, Datenqualität und IT-Systemreife zu erkennen. Bei nachgewiesenem unternehmerischen Nutzen und einer hinreichenden technologischen Reife, werden skalierbare Standards verabschiedet und das Pilotprojekt schrittweise auf die Produktion ausgerollt.
Es hat sich gezeigt, dass für diese Koordinationsaufgabe Führungskräfte mit breitem generalistischen Überblick über die Bedürfnisse am Shopfloor, mit hoher Affinität zu Technologie und Lean Management-Erfahrung geeignet sind.