Vertrauensarbeitszeit auf dem Prüfstand

Für Arbeitnehmer sind flexible Modelle und innovative Arbeitskonzepte wichtig. Gerade im Zusammenhang mit dem Fachkräftemangel ist es für Unternehmen von großer Bedeutung, sich in diesem Bereich attraktiv zu positionieren. Bei Microsoft und Co. sind feste Arbeitsplätze längst passé. Jeder sucht sich seinen Arbeitsort und die Arbeitszeiten aus, wie es das Privat- und Business-Leben gerade erfordert. Die Vorteile solcher flexiblen Modelle sind groß, solche Möglichkeiten sind aber gerade für Mittelstand und kleine Unternehmen nicht umsetzbar. Manchmal ist die Belegschaft zu klein oder man scheut hohe IT-Kosten durch Heimarbeitsplätze. Die Arbeitskultur leidet, wenn die Mitarbeiter nicht mehr zusammenkommen und nur von außerhalb arbeiten.
In vielen Firmen ist beispielsweise die Vertrauensarbeitszeit immer noch weit verbreitet. Man versucht dadurch, den Mitarbeitern eine gewisse Flexibilität zu ermöglichen. Aber Vorsicht: Eine erhöhte Zufriedenheit ist nur unter bestimmten Voraussetzungen der Fall.
Vertrauensarbeitszeit: Des einen Freud, des anderen Leid
Viele Firmen verzichten völlig auf die Erfassung der Arbeitszeit. Für Arbeitnehmer kann diese Freiheit ein Bonus sein, beispielsweise in Zeiten mit wenigen Aufgaben. Man kann zwar kommen und gehen, wie es gerade passt. Aber nur, wenn dadurch kein Misstrauen bei Kollegen oder Vorgesetzten entsteht. Anderenfalls ist das Konfliktpotenzial hoch. Als Personaler sollten Sie Ihr Management darauf schulen, dass diese Form der Zeiterfassung nicht in Kontrolle ausartet. Aus Vertrauen wird ganz schnell Misstrauen und eine negative Stimmung.
Kommt es dazu, dass Mitarbeiter die fehlende Dokumentation ausnutzen, wird Vertrauensarbeitszeit auch für den Arbeitgeber zur Last. Eine solche Form stellt hohe Anforderungen der Selbstorganisation und der Selbstkontrolle, sowohl an Arbeitgeber als auch an die Mitarbeiter.
Wer nicht erfasst, darf auch nicht abfeiern?
Viele Unternehmen verzichten auf die Erfassung der Arbeitszeit (und damit auch von Überstunden), und gewähren keinen Ausgleich. Wenn Vertrauensarbeitszeit in dieser Art und Weise ausgelegt wird, ist der Vorteil rein für den Arbeitgeber spürbar und geht zu Lasten des Arbeitsklimas.
Gewisse Regeln sind also von Vorteil
Es gibt Firmen, die zusätzlich zur Vertrauensarbeitszeit ein paar weitere Rahmenbedingungen festlegen,
wie Kernarbeitszeiten oder vertraglich geregelte Wochenstunden. So wird zumindest gewährleistet, dass die „gängigen“ Bürozeiten besetzt sind. Man erhält den Mitarbeitern eine gewisse Selbstbestimmtheit trotz Regeln. Welche könnten das sein?
Das genaueste Modell ist in jedem Fall die Stechuhr
Missgunst und Kontrolle durch die Kollegen haben bei der elektronischen Erfassung keinen Platz. Und die Einführung ist gar nicht einmal teuer. Es gibt digitale Systeme, die ein sehr kostengünstiges Arbeitszeitmanagement ermöglichen. Mitarbeiter sind dann in der Lage, Arzttermine oder die Kinderbetreuung flexibel zu koordinieren ohne schiefe Blicke der Kollegen oder des Vorgesetzten zu fürchten, solange er genügend Überstunden aufgebaut hat. Außerdem können Phasen mit geringerem Arbeitsvolumen offiziell mit Überstunden ausglichen werden. Als Nachteil wird bei dieser Form der Zeiterfassung oft angeführt, dass Mitarbeiter sich überwacht fühlen oder dass man ihnen nicht vertrauen würde.