Studienabbrecher ausbilden – Eine Zielgruppe für offene Lehrstellen

Man sagt es im Volksmund, aber es geht auch aus Forschungsberichten hervor: Bildung ist ein guter Schutzschild gegen Arbeitslosigkeit. Je höher der Abschluss, desto niedriger ist die Wahrscheinlichkeit, unter den Erwerbslosen zu landen. Aus dem oben verlinkten IAB Forschungsbericht geht hervor, dass in den vergangenen vier Jahrzehnten die Arbeitslosenquoten unter den Hochschulabsolventen sowie den Absolventen einer Lehre oder Fachhochschule durchweg extrem niedrig waren. Demgegenüber sind die Quoten bei Menschen ohne Berufsabschluss deutlich höher.
Wer in diesen Statistiken allerdings nicht auftaucht, sind Menschen, die ein Studium abgebrochen haben. Bei diesen wäre es spannend zu erfahren, wie viele davon nach ihrem Abbruch unter den Erwerbslosen landen und wie viele beispielsweise eine Ausbildung absolvieren. In einem Forschungsbericht des BMWi heißt es, Arbeitslosigkeit sei bei Ihnen eher die Ausnahme und der Übergang in Berufe laufe reibungslos ab.

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Dabei ist die Gruppe der Studienabbrecher nicht klein: Laut Bildungsbericht 2014 bewegte sie sich bei den Bachelor-Studiengängen bei 28 Prozent. Das deutet darauf hin, dass die Ausbildung von Studienabbrechern für Unternehmen eine lohnenswerte Angelegenheit ist.
Studienabbrecher ausbilden – davon profitieren Unternehmen
- Studienabbrecher haben meistens eine gereifte Vorstellung von ihrer beruflichen Zukunft. Schließlich haben sie sich an einem Studium ausprobiert und dabei wurde ihnen bewusst, in welche Richtung sie eigentlich gehen möchten. Sie bewerben sich entsprechend zielgerichtet auf eine Ausbildung und sie wissen, was sie wollen. Damit kann man sich auch als Betrieb sicherer sein, dass die Ausbildung konsequent durchgezogen wird.
- Unternehmen schätzen bei Studienabbrechern den vergleichsweise hohen Grad der persönlichen Reife, den Sie jüngeren Azubis voraushaben.
- In vielen Fällen heißt Studienabbrecher ausbilden nicht, dass man bei Null anfängt. Viele bringen bereits ein relevantes Wissensfundament mit, wollen aber etwas weniger „Verkopftes“ machen. Darauf aufbauend kann man sie weiter qualifizieren.
- Die meisten Betriebe, die Erfahrung mit der Ausbildung von Studienabbrechern haben, sehen diese als „problemlos“ und „unkompliziert“ an. Viele sagen zudem, dass häufige Wechsel von Abbrechern das Ansehen der dualen Berufsausbildung insgesamt erhöhen und auch der Durchlässigkeit im Bildungssystem zuträglich sei.
Die meisten Unternehmen stehen dem Studienabbruch heute aufgeschlossen gegenüber und sagen, sie möchten Studienabbrecher ausbilden. Denn diese Entscheidung kann absolut nachvollziehbare Gründe haben. Die Herausforderung, die viele hingegen noch als „schwierig“ einstufen, ist dabei die Kontaktaufnahme zu dieser Zielgruppe. Zu dem Thema referiert unter anderem Dr. Regina Flake vom Institut der deutschen Wirtschaft in Köln auf unserer Konferenz Zukunftsmotor betriebliche Ausbildung.