So bringt das schweizerische tiko Speichernetzwerk die Regelenergie in die digitale Welt

Die Swisscom Energy Solutions AG ist eine Tochter der Schweizer Swisscom. Das eidgenössische Pendant der Deutschen Telekom ist in unserem Nachbarland das führende Telekommunikationsunternehmen. Mit dem neuen Start-up gelang dem Unternehmen im Winter 2014 der Einstieg in den Markt für Regelenergie. Genauer gelang dieser mit „tiko“, einem Speichernetzwerk aus Privathaushalten, bei dessen Entwicklung die Swisscom Energy Solutions AG besonders vom Wissen ihrer Muttergesellschaft profitieren konnte. Ein Paradebeispiel für den erfolgreichen Quereinstieg eines branchenfremden Unternehmens in den Energiemarkt.
Der Nutzen von Regelenergie
In einem Stromnetz kommt es immer wieder zu Abweichungen zwischen dem erzeugten und verbrauchten Strom. So schwankt zum Beispiel die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien. Auch der Verbrauch durch Haushalte oder Unternehmen ist nicht immer gleich. Um diese Abweichungen auszugleichen wird Regelenergie genutzt. Die Regelung des Stromnetzes passiert automatisch und in Sekundenschnelle.
Regelenergie wird in Energiespeichern vorgehalten oder durch die Regelung der Produktion von Kraftwerken gesteuert, deren Leistung man je nach Bedarf heben oder drosseln kann. Regelenergie wird in drei Kategorien unterteilt.
Primäre Regelenergie, die sofort verfügbar ist und kleinere Schwankungen im Netz ausgleicht.
Sekundäre Regelenergie, die ebenfalls sofort einsatzbereit ist, jedoch für mehrere Minuten vorhalten muss. Sie wird zum Beispiel beim Ausfall von Kraftwerken genutzt.
Tertiäre Regelenergie, die innerhalb weniger Minuten zur Verfügung steht.
Die Bereitstellung von Regelenergie wird über einen Markt organisiert. Sie wird in Deutschland, aber auch in der Schweiz, attraktiv entlohnt. In beiden Ländern erhalten Betreiber von Kraftwerken zum einen eine Bereitschaftsgebühr für das Vorhalten einer bestimmten Energiemenge, zum anderen wird der Abruf der Energie ebenfalls nochmals vergütet. Umgekehrt wird überschüssiger Strom verkauft, wenn im Netz zu viel Energie produziert wird. Man spricht dann von negativer Regelenergie.

Das tiko Speichernetzwerk
Grundsätzlich darf jeder Regelleistung anbieten, solange er in wenigen Sekunden eine große Energiemenge bereitstellen zu kann. Aus diesem Grunde wurde die Regelleistung traditionell über die Kraftwerke großer Energieversorgungsunternehmen bereitgestellt. Doch mit der Digitalisierung ändern sich die Möglichkeiten, Regelenergie zu organisieren. Hier kommt die Swisscom Energy Solutions AG ins Spiel: Sie hat die Heizsysteme mehrerer tausend Haushalte miteinander vernetzt. Dadurch entsteht ein riesiger Wärmespeicher aus vielen kleinen Einzelteilen: nämlich den Wärmepumpen, Nachtspeicher- und Direktheizungen in den jeweiligen Haushalten. Wird Regelenergie benötigt, werden diese einfach einige Minuten später aufgeheizt. Wenn zu viel Energie im Netz ist, springen sie entsprechend früher an. Davon merkt der Verbraucher nichts, das Netz bleibt aber stabil. Dafür werden in den Haushalten zwei Boxen installiert, über die die Geräte dort ferngesteuert werden können. Die Haushalte sind dann an ein gemeinsames Netz angeschlossen.
Darum machen Verbraucher mit
Laut Swisscom sind an das Projekt mittlerweile 6.000 Haushalte angeschlossen. Mit ihnen kann eine Regelleistung von 6 Megawatt vorgehalten werden. Für teilnehmende Haushalte gibt es den Vorteil, dass sie Geld sparen und – wie man bei tiko wirbt – gleichzeitig etwas Gutes tun. Zudem verbessert das System die Zuverlässigkeit der Heizungen. Ein weiterer Vorteil: bei der Teilnahme können sich Kunden eine eigene tiko-App herunterladen, über die sie den Status und die Laufdaten ihrer Heizung im Blick behalten. So kann der eigene Verbrauch überwacht und sogar selbst ferngesteuert werden. Wenn man zum Beispiel im Urlaub ist, braucht man ja nicht zu heizen. Und, wenn es Probleme mit der Heizung gibt, bekommt man automatisch eine Benachrichtigung über die Fehlfunktion auf das Telefon, damit man diese warten lassen kann. Die Teilnahme an diesem virtuellen Speichernetzwerk ist für Endverbraucher kostenfrei.