Photovoltaik-Projekte als Chance für die Immobilienwirtschaft

Nachhaltigkeit und erneuerbare Energie sind zunehmend auch ein Thema in der Immobilienbranche. Warum urbane Photovoltaik gerade im Trend liegt und wie Investoren, Mieter und die Umwelt von Solaranlagen in Städten profitieren können, berichtet Cornelius Mutschler im Interview.
Als Senior Manager Business Development bei SOLARIMO berät Cornelius Mutschler die Immobilienwirtschaft bei der Umsetzung von Projekten zur dezentralen Versorgung mit erneuerbaren Energien.
Zuvor war er mehrere Jahre an einem international ausgerichteten Weiterbildungsunternehmen im B2B-Bereich für Partner- und Kundenansprache verantwortlich.
Trendthema Photovoltaik
Warum ist Photovoltaik ein Trendthema der Immobilienbranche?
Die Städte der Zukunft stehen vor großen Herausforderungen, Stichwort Smart City, neue Mobilitätskonzepte und Nachhaltigkeit. Eine erneuerbare, dezentrale und sichere Energieversorgung ist dabei Grundvoraussetzung. Im urbanen Raum bietet hierfür insbesondere die Photovoltaik großes Potenzial. Mit dem Ziel, dieses Potenzial auszuschöpfen und die Energiewende auch in Städten voranzutreiben, wurde im EEG 2017 die Förderung von solarem Mieterstrom beschlossen. Auf EU-Ebene wird der Eigenverbrauch von erneuerbaren Energien vorangetrieben. Im Neubau werden Solaranlagen mittelfristig zum gesetzlichen Standard werden.
Für die Immobilienbranche bieten sich hier große Chancen: Mit Solaranlagen auf bisher ungenutzten Dachflächen kann für große Teile eines jeden Immobilienportfolios eine zusätzliche Rendite erzielt werden. Die Immobilien werden dabei für den Fall eines Weiterverkaufs aufgewertet und können mit dem Aspekt der Nachhaltigkeit offensiv vermarktet werden. Mieter freuen sich über günstigen Strom und die Umwelt profitiert. Das nachhaltige Investment ist damit also auch ein Gewinn für das Firmenimage.

Solaranlagen sind eine Investition wert?
Photovoltaik ist für Investoren und Bauherren meist Neuland. Warum lohnt sich Ihrer Meinung nach für Unternehmen der Immobilienbranche eine Investition in Solaranlagen?
Solaranlagen mit Eigenverbrauch sind eine attraktive Investition für alle, die das Beste aus ihren Immobilien herausholen möchten. Dank staatlich garantierter Erträge aus der Einspeisevergütung oder der Marktprämie sowie dem Mieterstromzuschlag ist eine Rendite zwischen fünf und acht Prozent (IRR) garantiert. Aufgrund stark gesunkener Preise für Solaranlagen können PV-Projekte auf Gewerbe- oder Büroimmobilien genau wie auf Wohnimmobilien rentabel realisiert werden. In Zusammenarbeit mit innovativen Dienstleistern kann ein solches Projekt gänzlich ohne eigenen Aufwand umgesetzt werden. Wird eine Immobilie später inklusive Solaranlage veräußert, können dank gestiegener Nachhaltigkeits-Performance und langfristig gesicherten Erträgen aus dem Stromverkauf höhere Verkaufserlöse realisiert werden. Zudem stärken Immobilienunternehmen durch eine Investition in eine dezentrale, erneuerbare Energieversorgung ihr grünes Image. Gleichzeitig können Vermieter ihren Mietern das attraktive Angebot machen, von günstigem Strom vom eigenen Dach zu profitieren. Das erhöht Mieterbindung und Wohnqualität.
Der Vorteil für Bewohner
Im Begriff Mieterstrom sind die Mieter ja explizit erwähnt. Wie genau profitieren Bewohner von einer Solaranlage auf dem Dach ihres Hauses?
Solarer Mieterstrom ist im wahrsten Sinne des Wortes Strom für die Mieter: Der Strompreis liegt laut gesetzlichen Vorgaben mindestens 10 Prozent unter dem des Grundversorgers – und er ist gegen den Trend steigender Energiepreise abgesichert, also langfristig günstig. Eine willkommene Entlastung in Zeiten steigender Mieten. Die Teilnahme ist den Mietern allerdings freigestellt, eine Kopplung von Stromverkauf und Mietvertrag ist in Mietwohnungen nicht zulässig. Für Gewerbeimmobilien gilt dieses Verbot allerdings nicht, was den Eigentümern attraktive Zusatzgewinne ermöglicht. Neben geringeren Stromkosten können die Mieter auch noch mit einem guten Gefühl ihrem ökologischen Fußabdruck beim Schrumpfen zuschauen. Solarenergie ist nämlich auch eine Wohltat für die Umwelt.
Zahlen und Fakten zur Solarenergie
Solarenergie als Wohltat für die Umwelt – können Sie dieses Argument mit Zahlen belegen?
Mit einer typischen Solaranlage auf einem Mehrfamilienhaus mit einer Leistung von um die 60 kWp werden über 20 Jahre circa 550 Tonnen CO2-Emissionen vermieden, also 27,5 Tonnen pro Jahr. Das entspricht der klimaschädlichen Wirkung von 135 Flügen von Berlin nach Zürich oder der positiven Klimawirkung von 2.200 Buchen. Die dazu oft geäußerte Sorge, Photovoltaik-Module würden bei der Herstellung mehr Energie verbrauchen, als sie im Einsatz gewinnen, ist übrigens völlig unbegründet: Die sogenannte Energierücklaufzeit liegt bei nur circa 2,5 Jahren. Strom aus Solaranlagen, die auf Eigenverbrauch optimiert sind, wird darüber hinaus bis größtenteils vor Ort verbraucht, was die Stromnetze entlastet und die Energiewende vorantreibt.