Personalbemessung in der Industrie 4.0

Wieviel Personal wird gebraucht und wofür? Mit dieser Frage beschäftigen sich Human Resources Manager seit jeher. Doch im Rahmen der Industrie 4.0 gibt es neue Kennzahlen und Veränderungen. Lassen Sie sich von Eckhard Eyer beraten, wie sich die Datenbasis dabei verändert hat.
Eckhard Eyer studierte Maschinenbau in Kaiserslautern und Betriebswirtschaftslehre in Mannheim. Er ist Inhaber der Perspektive Eyer Consulting, Köln, mit dem Arbeitsschwerpunkt: Beratung bei der Gestaltung und Umsetzung von Führungs- und Entgeltsystemen, insbesondere von Leistungsentgeltsystemen. Er begleitet Unternehmen von der Problemstellung über die gemeinsame Projektgruppenarbeit von Management und Betriebsrat bis hin zum Abschluss der Betriebsvereinbarung und der Schulung von Führungskräften und Mitarbeitern.
Die korrekte Personalbemessung ist für Unternehmen ein wichtiges Ziel zum Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit. Industrial Engineering und Human Ressource haben die Aufgabe, den Personaleinsatz korrekt zu planen und sie gegebenenfalls auch den Betriebsräten zu erläutern. Nicht selten kommt es dabei zu unterschiedlichen Sichtweisen und Konflikten.
Personalbemessung: Welche Methode ist die richtige?
Ein methodisch akzeptiertes Vorgehen kann hier eine befriedende Wirkung auf Management, Mitarbeiter und Betriebsräte haben. Das ist insbesondere bei der zunehmenden Entkoppelung der Laufzeit der Maschinen und Anlagen sowie der Arbeitszeit und dem Arbeitsort der Mitarbeiter der Fall. Dem REFA-Verband fällt hier eine besondere Rolle zu, denn er wird von den Sozialpartnern, der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) und dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) getragen.
REFA: Der Verband steht zur Seite
Das Akronym REFA steht für „Reichsausschuss für Arbeitszeitermittlung“. Seit der Gründung von REFA, vor 95 Jahren, stand die zur Ausführung einer Arbeit notwendige Zeit im Fokus. Die ermittelte Arbeitszeit für die Ausführung von Arbeitsaufgaben war die Basis für die Planung der Arbeitsprozesse, die notwendige Anzahl von Mitarbeitern, die Kapazitätsplanung und nicht zuletzt der Vorgabezeitermittlung für Mitarbeiter im Akkordlohn.
REFA lieferte die Datenbasis für die Dauer der Arbeitsprozesse und die Personalbemessung in einer Zeit, in der die Bearbeitungszeit eines Werkstücks durch den Mitarbeiter gleichzeitig der Arbeitszeit der Mitarbeiter entsprach. Beispielsweise war dies beim Drehen eines Werkstücks auf einer konventionellen Drehmaschine der Fall. Zur Grundzeit kam die sachliche und persönliche Verteilzeit und eventuell eine Erholungszeit und schon war die Zeit je Einheit ermittelt und zugleich die Basis für eine korrekte Personalbemessung gegeben.
Die Personalbemessung wurde seit den 1970er Jahren komplexer
NC und CNC-Steuerungen, Mehrmaschinenarbeit und Gruppenarbeit schafften zunehmend die Voraussetzungen für die Entkoppelung der Bearbeitungszeit der Maschinen am Werkstück und der Arbeitszeit der Mitarbeiter. Große Werkstückspeicher und Roboter, die die Werkstücke den Bearbeitungszentren im Takt zuführten, verstärkten diesen Trend. Die Personalbemessung wurde komplexer und anspruchsvoller. Dieser Trend setzt sich in Zeiten der Industrie 4.0 fort, weil die Entkopplung von Bearbeitungszeit und Arbeitszeit der Mitarbeiter zunimmt. Darüber hinaus kann es bedingt zur räumlichen Entkopplung des Standortes der Maschinen und Anlagen und des Arbeitsorts des Mitarbeiters kommen. Es gibt dadurch neue Formen des Zusammenwirkens von Mensch und Technik sowie die Notwendigkeit angepasster Arbeitszeitsysteme. Aber zuerst stellt sich die Frage, wieviele Menschen zur Ausführung der Arbeit benötigt werden und wieviel Arbeitszeit notwendig ist, um die anfallende Arbeit zu bewältigen.
REFA, die von den Sozialpartnern getragene Organisation, kann neue Methoden der Personalbemessung entwickeln. So können die Standards für die anerkannten Methoden der Personalbemessung in Deutschland neu gesetzt und in das Ausbildungsprogramm aufgenommen werden. Durch das methodisch korrekte Vorgehen werden auch betriebliche Verhandlungen zur Personalbemessung und daraus resultierende Konflikte zwischen Human Resources, Industrial Engineering und Betriebsräten minimiert oder gar vermieden.