Paydirekt: Verderben die vielen Köche den Brei?

Deutsche Banken und Sparkassen sagen PayPal den Kampf an. Seit November können Online-Kunden mit paydirekt nach eigener Aussage sicher und einfach bezahlen. Bis jetzt bleibt der Erfolg noch aus – das könnte sich aber mit dem Eintritt der Sparkasse bald ändern.
Kann Paydirekt PayPal den Kampf ansagen?
Aktuell werden durchschnittlich 5,3 Zahlungsverfahren in deutschen Online-Shops angeboten. Die beliebteste Zahlweise ist seit Jahren die Rechnung. Doch die Beliebtheit scheint zu sinken. Während 2014 noch jeder zweite Kunde diese Zahlungsmethode wählte, waren es 2015 lediglich 39,9 Prozent. PayPal ist auf dem Weg, sich auf den Thron zu begeben: 31 Prozent wollen an erster Stelle dieses Zahlverfahren anwenden – Tendenz steigend. Doch die deutschen Banken und Sparkassen wollen den Kampf noch nicht aufgeben und haben deswegen im November 2015 ein neues Zahlverfahren eingeführt: paydirekt.
Wie funktioniert Paydirekt?
Die Nutzung von paydirekt ist sehr simpel. Man braucht lediglich eine gültige E-Mail-Adresse und ein online-fähiges Girokonto einer teilnehmenden Bank: Commerzbank, DSGV, Deutsche Bank, Postbank, Targobank, HVB, WGZ Bank, DZ Bank und seit April 2016 auch die Sparkasse. Nach der Anmeldung, die über Tan-Eingabe erfolgt, können Bankkunden bei teilnehmenden Online-Shops mit Paydirekt bezahlen. Die Bank autorisiert die Zahlung und gibt dem jeweiligen Händler eine Zahlungsgarantie. Dieser kann daraufhin sofort die Ware verschicken.
Wo liegen die Vorteile?
Obwohl PayPal laut ECC-Studie von über 80 Prozent der Händler als sehr gut eingestuft wurde, könnte sich paydirekt durchsetzen. Denn einigen ist PayPal aufgrund der amerikanischen Herkunft nicht geheuer. So liegt der größte Vorteil von paydirekt darin, dass die Bankdaten nur in Deutschland gespeichert werden und zudem auch den strengen Datenschutzregeln unterliegen. Bei einem Online-Kauf werden zudem weder Drittanbieter noch Verrechnungskonten geschaltet.
Noch fehlt die Beliebtheit
15 Millionen Girokonten könnten sich theoretisch bei paydirekt anmelden. Bisher haben das jedoch nur 250.000 Kunden gemacht. Zum Vergleich: Es gibt allein in Deutschland 16 Millionen PayPal-Kunden. Die fehlenden teilnehmenden Shops sind ein Grund für die Unbeliebtheit des neuen Zahlungsverfahrens. Bis jetzt bieten nur 35 Shops die Zahlungsmethode an.
Außerdem fällt es Banken und Sparkassen scheinbar schwer, sich zu einigen. So hat es beispielweise Jahre gedauert, bis man sich auf paydirekt geeinigt hat und die Sparkasse hat erst sechs Monate nach der eigentlichen Einführung diese Zahlungsmethode etabliert.
Warum fehlen teilnehmende Online-Händler?
Doch nicht die Unstimmigkeiten der Bankenhäuser sind für die fehlenden Online-Händler verantwortlich. Das Bundeskartellamt hat paydirekt scheinbar Steine in den Weg gelegt: Es verbietet, dass alle Sparkassen und Banken gemeinsame Konditionen für Händler anbieten. So müssen die Händler die Preise mit jeder Bank einzeln aushandeln. Das will paydirekt jetzt ändern: Dienstleister – sogenannte Händlerkonzentratoren – sollen nun die Verhandlung für die Online-Händler übernehmen. Der Payment Service Provider Concardis wurde als erster Händlerkonzentrator bekannt. In den folgenden Monaten werden weitere folgen.
Doch werden dadurch alle Probleme gelöst? Schließlich beendet am 1. Mai 2016 die Deutsche Telekom ihren Bezahldienst Click-and-Buy und auch die Otto GmbH hat Yapital aufgegeben. Außerdem haben die Banken bereits mit wenig Erfolg Giropay als Zahlungsmethode eingeführt. Ob der Coup gelingt und PayPal vom Thron gestürzt werden kann oder der Brei doch von den vielen Interessen verdorben wird, lässt sich nach so kurzer Zeit noch nicht sagen. Es bleibt abzuwarten.
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