Wie New Work Büroimmobilien verändern wird

Wie wir arbeiten, hat immer schon Auswirkungen auf die Gestaltung von Büroimmobilien gehabt. Vom Einzelbüro zum Großraumbüro zu flexiblen Workspaces – wie werden wir künftig arbeiten? Welche Auswirkungen werden neue Technologien wie Künstliche Intelligenz und neue agile Arbeitsmethoden haben? Welche Anforderung wird die Büroimmobilie der Zukunft erfüllen müssen? Professor Bauer forscht bereits seit über 20 Jahren daran, wie Arbeit sich künftig gestalten wird.
Prof. Dr. Wilhelm Bauer ist Geschäftsführender Institutsleiter am Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO, Stuttgart, Vorsitzender des Fraunhofer-Verbund Innovationsforschung, sowie Technologiebeauftragter des Landes Baden-Württemberg und Geschäftsführender Verwaltungsrat der Fraunhofer Italia Research s.c.a.r.l. Außderdem ist er Stellvertretender Institutsleiter am Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement IAT der Universität Stuttgart. Als Institutsleiter führt Professor Bauer eine Forschungsorganisation mit etwa 650 Mitarbeitern. Er verantwortet dabei Forschungs- und Umsetzungsprojekte in den Bereichen Innovationsforschung, Technologiemanagement, Leben und Arbeiten in der Zukunft und Smarter Cities.
New Work und Künstliche Intelligenz werden die Arbeit der Zukunft bestimmen
Herr Professor Bauer, Sie forschen seit über 20 Jahren an der Fragestellung, wie wir Arbeit gestalten können. Wie sieht die Arbeit der Zukunft aus?
Sie wird interessanter und zugleich anspruchsvoller. Die Automatisierung von Prozessen wird uns von lästigen Routinen befreien und zugleich werden uns selbstlernende Algorithmen, die große Datenmengen in kürzester Zeit auswerten können, neue Impulse für unsere Arbeit geben.
Wir werden gut aufbereitete und bewertete Informationen verfügbar haben, auf denen wir kreativ aufsetzen können, um bessere, qualitätsvollere oder innovativere Ergebnisse bei der Arbeit zu liefern. Dies erfordert aber auch in vielen Bereichen ein tiefgreifendes Verständnis für die Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz. Und dafür müssen viele unserer Beschäftigten sich erst noch qualifizieren, dazu müssen sich viele weiterbilden. New Work wird die Regel werden.
…und was das für Auswirkung auf Büroräume haben wird
Welche Räume braucht diese Art der Arbeit?
In jedem Fall Räume mit einer hohen Flexibilität. Das bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass wir diese ständig umbauen, sondern vielmehr, dass wir Arbeitsorte, Arbeitslandschaften und Arbeitsplätze, die jeweils unseren aktuellen Anforderungen gerecht werden, flexibel nutzen.
Das erleben wir ja bereits heute in vielen Unternehmen. Übrigens denke ich hierbei gar nicht primär an große und offene Räume, sondern an Landschaften – wie in einer Stadt – mit unterschiedlichen Räumen, mit auch personalisierten Räumen für Deep Work.
Wie sieht das Büro von morgen aus? (Oder werden wir überhaupt nicht mehr im Büro arbeiten?)
Büros werden funktional und atmosphärisch vielfältiger – dies stimuliert eine flexible Nutzung und sichert auch die Akzeptanz der Nutzer. Die Digitalisierung wird aber auch unsere Arbeitsplätze in kognitive Umgebungen verändern. Das sind Umgebungen, die den einzelnen Nutzer mehr und mehr kennenlernen und dessen Leistungsfähigkeit, sein Wohlbefinden und eines Tages vielleicht sogar seine Gesundheit positiv stimulieren – durch beispielsweise individuelle Beleuchtung, Temperatur oder Geräuschkulissen – in Abhängigkeit der jeweiligen Aufgabe. Die erwarteten Effekte sind so interessant, dass wir an unserem Institut eigens ein Team Cognitive Environments gegründet haben, das sich mit diesem Thema intensiv beschäftigt – übrigens auch jenseits von Büros, zum Beispiel in der Pflege.
Moderne Arbeitswelten
…und sogar die Stadt
Vom kleinen zum Großen – wenn sich unsere Arbeit verändert, hat das auch Auswirkungen auf die Stadt, sie hatten das Bild ja schon benutzt?
Ja, sicherlich. Coworking-Spaces sind so ein Beispiel. Diese werden ja längst nicht mehr nur von Freelancern oder Start-ups genutzt, sondern häufig von Projektgruppen. Von Projektgruppen, die sich aus Mitgliedern unterschiedlicher Unternehmen zusammensetzen, die in einem Ökosystem zusammenarbeiten. Trotz der aktuellen kritischen Betrachtung solcher Spaces bin ich sicher, dass dieses Angebot kein temporäres Phänomen sein wird. Wir haben dazu übrigens schon sehr frühzeitig Studien erstellt. Büros müssen auch immer im Quartier gedacht werden, also in einer Vernetzung der physischen und digitalen Mehrwertangebote für die Nutzer der Büros – es gibt keine so klare Grenze des Büros mehr.