Nachhaltige Wirtschaft: Die Biologisierung der Technologie

Wenn Sie sich im Lebensmittel- oder Einzelhandel umschauen, werden Sie merken, dass Bio-Produkte stark im Kommen sind. Dieser Trend macht auch vor der Industrie nicht halt. Auch hier wird von der Biologisierung der Technik gesprochen. Was mit damit gemeint ist und warum die Biologisierung der Technik entscheidend für Innovationen ist, erklären wir Ihnen in diesem Beitrag.
Biologisierung: Eine kurze Definition
Unter der Biologisierung versteht man die Integration natürlicher Abläufe und Stoffe in die Wirtschaft. Dabei werden natürliche und nicht chemisch hergestellte Inhaltsstoffe verwendet, beziehungsweise Kreisläufe der Natur nachgebildet. Unter diesem Sammelbegriff werden folgende Bereiche zusammengefasst:
Biologisierung der Wirtschaft
Biologisierung der
Industrie
Biologisierung der
Technik
Woher kommt der Trend der Biologisierung?
Das Wachstum der Bevölkerung, der Klimawandel und die Verknappung der Ressourcen hat vor allem in den letzten Jahren zu einem Umdenken geführt. Diesen neuen Herausforderungen soll mit der Biologisierung der Wirtschaft begegnet werden. Das Ziel ist also die Bioökonomie.
Bei der Biologisierung der Wirtschaft hin zu einer Bioökonomie werden die Kreisläufe der Natur wie oben erwähnt als Vorbild verstanden. Diese Naturkreisläufe sollen daraufhin in den verschiedenen Industriebereichen nicht nur ausgebeutet werden, sondern mit ihrer Hilfe auch natürliche Produkte und Erzeugnisse erhalten werden. Dies erfordert aber auch eine andere Art der Forschung als für bisherige Innovationen.
Mit anderen Worten ist die Bioökonomie also von den kontinuierlichen Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen abhängig. Daher unterstützt die Bundesregierung biotechnologische Ansätze von Forschungs- und Entwicklungsabteilungen in verschiedenen industriellen Bereichen.
Biologisierung und Digitalisierung werden dabei als sich gegenseitig verstärkende Prozesse verstanden. Nur so können biobasierte Innovationen – genau wie die Digitalisierung – neuartige Produkte oder Dienstleistungen aus unterschiedlichen Bereichen hervorbringen.
In welchen Bereichen gibt es bereits biobasierte Innovationen?
Im Haushalt
Bereits seit 2008 werden aktive Waschenzyme genutzt, um (Fett)Flecken energiesparend bei 40 Grad anstatt bei 60 Grad zu entfernen.
Bei der Infrastruktur
Auch spannungsbedingte Risse im Beton können sich zukünftig selbst reparieren mit Hilfe von speziellen Bakterienkulturen, welche bis zu 200 Jahre im Beton überleben können.
Nice to know
Spinnenseide wird von vielen Biotechnologie-Unternehmen als die Wunderwaffe betrachtet. Die Seide ist elastisch, dünn, leicht, wasserfest und auch hitzebeständig. Die Festigkeit einiger Spinnenseiden übertrifft sogar Kevlar.
In der Medizintechnik
Auch die Biologisierung der Medizintechnik schreitet weiter voran. Geplant sind hierbei unter anderem biobasierte Implantate, welche geschädigte Organe, Gewebe oder Zellen ersetzen oder gar zur Heilung anregen.
In der Pharmazie
Mikroorganismen helfen außerdem dabei, Biopharmaka wie Insulin herzustellen. So können Schmerzlinderung und Heilung zahlreicher Menschen nachhaltig erzeugt werden.
Nice to know
Seit den 1940er Jahren wird an selbstreplizierenden und -organisierenden zellulären Maschinen gearbeitet, bisher jedoch ohne Erfolg.
In der Umweltwissenschaft
Biosensoren werden zur Kontrolle von Luft, Boden und Wasser eingesetzt. Daher können die biologischen Sensoren einen entscheidenden Beitrag zur Erkennung oder gar Beseitigung von biologischen Gefahren leisten.
In der Nahrungsmittelindustrie
Mikroorganismen sollen künftig dafür sorgen, dass ungesunde Fertiggerichte nicht mehr so viel Zucker und Salz enthalten. Diese Mikroorganismen liefern neue Substanzen, welche den Geschmack intensivieren, ohne dass wirklich Salz oder Zucker verwendet wird.
Außerdem wird die Biologisierung auch in vielen weiteren Bereichen wie der Kosmetik-, Textil- und Energieindustrie eingesetzt.