Mitarbeiter an Bord holen bei der digitalen Transformation

Auf unserer Kongressmesse World of Cloud 2016 war das zentrale Thema die digitale Transformation und die Schaffung von Innovationen. Doch neben der Frage, welche Tools und Cloud-Strategien Unternehmen verwenden können, wurde auch überaus deutlich, auf welchen unterschiedlichen Stufen sich die verschiedenen Branchen noch befinden. Doch selbst Unternehmen, welche die Wichtigkeit der Digitalisierung erkannt haben, stehen vor einer noch größeren Herausforderung: Die Umsetzung und die Motivation ihrer Mitarbeiter.
Angst vor der digitalen Transformation
Die Schwierigkeiten bei der Umsetzung einer digitalen Strategie machte Dr. Bernhard Schaffrik von Merck KGaA auf der Kongressmesse im Mai 2016 überaus deutlich. Nach der Wirtschaftskrise im Jahre 2009 war die IT angehalten, Kosten zu sparen. So wurde die Arbeit in der IT-Abteilung meist standardisiert und ließ keinen Raum für Innovationen. So ging es auch der Firma Merck, eines der führenden Wissenschafts- und Technologieunternehmen in den Bereichen Healthcare, Life Science und Performance Materials. Doch 2013 zeigte ein Amerikaner die Vorteile der Cloud und der Digitalisierung auf und das Unternehmen aus Darmstadt beschloss, sich digital zu transformieren. Dabei stieß Bernhard Schaffrik auf viele Probleme. Zunächst wurde er mit der Angst der Mitarbeiter konfrontiert. Viele sahen sich und ihren Arbeitsplatz von der Digitalisierung bedroht. Einige fürchteten auch, Arbeiten erledigen zu müssen, die sie nicht hundertprozentig verstanden. Der Projektleiter des Digitalisierungsprojekts der Merck-Gruppe musste zunächst seine Mitarbeiter stärken und ihnen durch Workshops und Lern-Sessions aufzeigen, dass ihre Expertise immer noch wichtig für das Unternehmen ist.
Angst vor den hohen Ausgaben der Innovationen
Obwohl der Sparkurs nun beendet war, trauten sich die Mitarbeiter aus der IT immer noch nicht zu experimentieren, da sie sich vor den hohen Ausgaben fürchteten. Um dem Kostendenken zu entfliehen, wurden weitere Lern-Sessions angesetzt. Nach ungefähr einem Jahr nahmen die Ängste ab und die Arbeit an Innovationen begann. Doch bis zur endgültigen digitalen Transformation war es ein langer Weg. Dieser musste erst von allen entscheidenden Abteilungen beschlossen werden. Dabei wurde Bernhard Schaffrik immer wieder von einer Abteilung in die nächste geschickt, da beispielsweise das Controlling auf den Einkauf verwies und dieser wiederrum auf die Security Abteilung, welche wiederrum zurück zum Controlling deutete. Erst als alle an einem Tisch saßen, konnte eine Einigung erzielt werden.
Dialoge, Dialoge, Dialoge
Das Wichtigste bei der Einführung von digitalen Prozessen sei daher laut Bernhard Schaffrik die Sprache des jeweiligen Mitarbeiters zu finden und ihm so die Angst zu nehmen. Doch auch bei Merck haben nicht alle bei der Transformation mitgezogen. Einige Stellen sind weggefallen und so mussten die Mitarbeiter umgelernt werden. Einige haben das Unternehmen auch verlassen. Als Fazit gab Bernhard Schaffrik den Teilnehmern auf den Weg, dass Digitalisierung vor allem Dialoge benötigt und dass die Transformation immer länger braucht, als anfangs erwartet, da zunächst Vertrauen in die Cloud-Strategie erzeugt werden müsse.
Vielen Dank für den Beitrag. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es sehr wichtig ist zu unterscheiden, ob Menschen mit IT-Systemen arbeiten müssen, weil Kernprozesse umgestellt werden, oder ob die Partizipation freiwillig ist (z.B. unternehmensinterne soziale Netzwerke). Während bei ersterem die von Ihnen beschriebenen Ängste im Vordergrund stehen, müssen für zweiteres ganz besonders die ‚Trigger‘ mit viel Liebe zum Detail gestaltet werden. Also wann, in welcher Situation und warum sollte der User freiwillig aktiv werden…
Hallo Herr Branscheid,
das ist eine wirklich spannende Beobachtung!
Wenn jemand die Wahl hat und nicht zu einer Umstellung „gezwungen“ wird, liegen keine großen Erwartungen vor – Vielleicht ist deshalb die Angst hier nicht so im Vordergrund?
Liebe Grüße
Marina Vogt