Mensch-Roboter-Kooperation in der Automobilbranche

Mensch und Maschine arbeiten in der Produktion immer öfter zur selben Zeit am selben Ort. Doch das bringt auch Gefahren mit sich. Das haben wir in der letzten Woche bereits erläutert. Heute wollen wir uns mit den Vorreitern in Sachen Mensch-Roboter-Kooperation beschäftigen: Der Automobilbranche. Diese investiert nicht nur die größten Summen in diese Kooperation, sie setzen Mensch und Maschine auch bereits in ihrer Produktion ein.
Bis 2020 sollen 220 Milliarden Euro investiert werden
Die Umfrage „Machine dreams: Making the Most of the Connected Industrial Workforce“ des Beratungsunternehmens Accenture zeigt deutlich, dass die Automobilbranche das größte Interesse an einer Vernetzung von Mensch und Maschine aufweist. Denn von den 220 Milliarden Euro, die in diese Vernetzung investiert werden sollen, entfallen allein 181 Milliarden Euro auf die Automobilindustrie. Dadurch würden die Automobilbauer, die jährlich einen Umsatz von 50 Milliarden Euro generieren, ihre Profitabilität um 500 Million Euro steigen, so Accenture.

Weitere Ergebnisse der Umfrage
Obwohl die befragten Unternehmen eine Mensch-Roboter-Kooperation als überaus sinnvoll erachten und die Vorteile erkennen, sind sie bei der konkreten Umsetzung bisher zögerlich. So haben erst 22 Prozent der Unternehmen umfassende Lösungen in die eigene Fertigung implementiert.
Anders als viele erwartet haben, wird nicht nur in die Fertigung an sich investiert, sondern insbesondere in fahrerlose Transportfahrzeuge. Diese mobilen Roboter sollen Materialien in Fabrik oder Lagerhalle autonom transportieren. Mehr als die Hälfte aller Investitionen fließen in diese Robotertechnologie. Hinzu kommen Investitionen in Datenbrillen mit Augmented-Reality-Systemen sowie Smart Helmets.
Automobilbranche als Vorreiter im MRK – gestern wie heute
Die Ära der Industrieroboter wurde bereits in den 50er Jahren durch George Devol eingeläutet. Ein Jahrzehnt später, im Jahr 1961, wurde bei General Motors der erste Roboter in der Fertigung eingesetzt. Dieser war jedoch in einer Zelle eingesperrt. Dieser Vorgang, der von der Automobilbranche eingeführt wurde, blieb 50 Jahre unverändert – bis jetzt!
Und auch im 21. Jahrhundert ist es die Automobilbranche, welche die Kooperation zwischen Mensch und Maschine weiter vorantreibt. So kam beispielsweise im Audi Stammwerk in Ingolstadt bereits im Februar 2015 die erste Mensch-Roboter-Kooperation in der Endmontage zum Einsatz. Hierbei arbeiten Mensch und Maschine Hand in Hand – ohne jegliche Sicherheitsabsperrung. Der Roboter, der mit einer Kamera sowie einem Saugnapf ausgestattet ist, reicht dem Mitarbeiter die passenden Bauteile aus den Ladungsträgern an. Somit sind weite Greifwege für den Mitarbeiter wie auch das lästige Bücken nicht mehr notwendig.
Auch im Wolfsburger VW Werk arbeiten Mensch und Maschine ohne Trennvorrichtungen zusammen. Hier reicht der Roboter nicht nur an, er arbeitet parallel im direkten Umfeld am selben Triebsatz wie der menschliche Mitarbeiter. Dadurch entlasten Roboter Mitarbeiter, da der Triebsatz an einer für den Menschen schwer zugänglichen Stelle liegt.
282 Roboter pro 10.000 Mitarbeiter
Deutschland liegt bei dieser Entwicklung weit vorne. Während in China im Schnitt 14 Roboter auf 10.000 Industriearbeitsplätze kommen, seien es in Deutschland schon 282 Roboter auf 10.000 Mitarbeiter.
Und der Markt scheint noch nicht gesättigt zu sein. Nicht nur die Automobilbranche interessiert sich für eine Mensch-Roboter-Kooperation. Auch andere Branchen wie die Logistik, die Medizintechnik, die Luftfahrt oder auch die Lebensmittelindustrie zeigen großes Interesse an den Entwicklungen. Sogar im Handwerk ist ein Einsatz vorstellbar, da Roboter mittlerweile schon Wände streichen und Porzellan bemalen können.
So lernen Roboter wie Menschen und müssen nicht klassisch programmiert werden.
Außerdem werden die Lösungen der Roboterhersteller immer erschwinglicher, sodass auch kleinere Unternehmen sich eine Mensch-Roboter-Kooperation zunehmend vorstellen können. Auch der Bedienaufwand wird immer geringer, da die neusten Maschinen nicht mehr im klassischen Sinne programmiert werden müssen. Vielmehr können die Mitarbeiter den Robotern die Arbeitsschritte beibringen, indem sie ihnen diese vorführen.
Wir sind gespannt, was das Jahr 2017 uns in diesem Bereich noch bringen wird!