Markenbildung im Möbelmarkt – werden Handelsmarken zukünftig ein Thema sein?

Von Markenbildung oder gar Markenwerbung ist im Möbelmarkt von heute noch kaum etwas zu sehen. Doch das könnte sich schon bald ändern: E-Commerce und Social Media werden den Handel dazu führen, mehr Eigenmarken zu entwickeln, um die Angebote individualisieren zu können – davon ist Jürgen Leuschel, Geschäftsführer des Onlineshops massivum, überzeugt. Im folgenden Beitrag verrät der Experte mehr darüber!
Jürgen Leuschel ist Geschäftsführer der Sunchairs GmbH & Co. KG mit dem Onlineshop massivum für Echtholzmöbel und kreative Wohnideen.
Neben dem eigenen Onlineshop ist massivum auch auf den wichtigsten Plattformen und Marktplätzen sowie mit einem stationären Flagshipstore vertreten.
Jürgen Leuschel ist Betriebswirt und war vorher als Geschäftsführer eines IT-Unternehmens tätig.
Markenbildung und Werbung sind im Möbelmarkt (noch) Fehlanzeige!
Der heutige Möbelmarkt kennt keine starken Marken. Der Konsument fragt im Bedarfsfall nach einem Bett, Tisch, Schrank oder Stuhl. Markenbegehrlichkeiten sind ihm unbekannt oder nicht wichtig.
Die Möbelhändler werben entweder mit sich selbst: „…das schwedische Möbelhaus“, oder mit Rabatten und Niedrigpreisen: „…wo wohnen wenig kostet“. Angeboten werden überwiegend markenlose Produkte und eine Vielzahl von Handelsmarken der Einkaufsverbände.
Die Möbelhersteller verzichten ebenso auf Markenwerbung. Lediglich eine elitäre Schar von hochwertigen Anbietern leistet sich eigene Markenwerbung. Jedoch ohne große Wirkung auf Handel und Konsumenten.
Gekauft wird, was in die Ausstellung kommt. Der Möbelkauf ist lokal und stationär, statistisch nach 1,8 Möbelhausbesuchen entscheidet der Käufer aus dem von den örtlichen Händlern zusammengestellten Sortiment.
Preisvergleiche sind mangels fehlender Marken undurchsichtig. Dies zeigt auch, dass es in Verbrauchermagazinen lediglich Vergleiche von Matratzen und Lattenrosten gibt. Andere Möbelvergleiche sucht man vergeblich.
Bleibt es so? Nein, es wird sich ändern!
Produkt- und Preisvergleiche werden durch das Online-Angebot vereinfacht. Der Aufbau von Vergleichsportalen und Marktplätzen mit einer einhergehenden Bildersuche wird eine starke Veränderung bringen.
Der Möbelhandel wird sich neu aufstellen. Entweder wird man bei entsprechender Größe selbst ein vermittelnder Marktplatz oder der einzelne Händler muss sich selbst als Marke verstehen. Für was und für welche Werte steht er? Welche Mehrwerte und Erlebnisse bietet er? Wo ist er einzigartig?
Vollsortimenter werden verstärkt in die Handelsmarken gehen, Spezialisten in die Eigenmarken. Dies bedeutet aber mehr, als lediglich ein Marken-Etikett anzubringen. Ziel ist es, die Herstellung und Angebote zu individualisieren und die Markenbegehrlichkeiten zu wecken.
Der Markenaufbau und die Kommunikation werden zu Kernkompetenzen. Als Medium dienen hier die Vielfalt und Schnelligkeit der Social Media-Kanäle.
Dass der Konsument nach Inspiration und Orientierung gerade im Möbelbereich sucht, zeigt die Vielzahl von Zeitschriften, Magazinen und Blogs im Home & Living-Bereich. Der Kunde möchte in Stil- und Einrichtungsfragen beraten werden.
Hier ist nicht das einzelne Möbelstück oder der einzelne Preis entscheidend, sondern das Vertrauen in die Marke.