Lean Management: Jetzt auch Bereiche und Hierarchien ohne Produktion

In den vergangenen Monaten haben wir als Konferenz- und Seminarveranstalter den Trend beobachtet: Lean Management-Anwender kommen mehr und mehr aus Bereichen, die keinen Produktionshintergrund haben. Grund für uns, genauer auf unsere Lean-Kunden zu schauen.
Die Analyse unserer Teilnehmerdaten unterstützt die Vermutung.
Neben dem zu erwartenden hohen Anteil von Herstellern – insbesondere Elektronik, Fahrzeug und Maschinenbauunternehmen ist ein beachtlicher Teilnehmeranteil aus dem Beratungs- und Dienstleistungssektor unter den Lean-Anwendern. Banken und Börsen sind ebenso gut vertreten, wie Verbände, Vereine und soziale Einrichtungen. Die Zahl der Beschäftigten scheint dabei relevant zu sein: Kleine Firmen nutzen die Philosophie weniger als Großkonzerne.
Die überwiegende Mehrheit der Kunden ist aus dem oberen Management, doch es ist beachtlich, dass Lean auch sehr oft im Projektmanagement und in der Beratung eine Rolle spielt. Mitarbeiter und Sachbearbeiter scheinen nach der Abteilungsleitung die nächst größere Gruppe der Lean-Anwender zu sein.
Die Entwicklung weg von der Produktion wird auch bei der Betrachtung der Tätigkeitsfelder unserer Teilnehmer deutlich: Es finden sich mehr Personen aus Controlling, Rechnungswesen oder Finanzbereichen, die Lean nutzen. Diesen Trend haben wir im Rahmen einer Umfrage näher beleuchtet.
Eine Umfrage untermauert das Bild: Administrative Bereiche suchen Lean-Anschluss
Ergebnisse einer von uns im November 2015 durchgeführten Befragung ergaben, dass bereits über 62 % der Personen angaben, Lean auch in administrativen Bereichen anzuwenden. Der Anteil scheint überraschend hoch.

Die Hierarchieebene unserer Umfrage geht überwiegend einher mit den Vermutungen auf Basis unserer Kundenstruktur: Etwa die Hälfte der Anwender kommen aus Abteilungs- und Geschäftsleitung, die Mitarbeiterebene macht den geringeren Anteil aus.

Welchen Trend sehen die Experten?
Einige Lean-Experten bestätigen die Tendenz, dass man der Prozessverbesserung einen zunehmenden Stellenwert zuschreibt. Nachhaltig zu wachsen und Veränderungen durch alle Hierarchieebenen hinweg sinnvoll zu leben, wie wir am Beispiel von Ricola oder im Video-Beitrag der Feldschlösschen AG gesehen haben, spielt für viele Unternehmen eine zunehmende Rolle.
„Je mehr diese Organisationen mit den üblichen Methoden an ihre Grenzen stoßen, umso größer wird ihre Neugierde und ihre Hoffnung auf sinnvolle Alternativen.“
So sieht Jörg Gottschalk, Nordstern Institut Berlin, den steigenden Bedarf nach neuen Wegen für Unternehmen.
Dr. Mario Buchinger arbeitet selbstständig als Kaizen-Trainer, Keynote-Speaker, Management-Coach und Unternehmensentwickler. Er sieht Handlungsbedarf vor allem bei der Managementriege, damit Lean langfristig wirken kann: „Das Denken und Handeln der Führungskräfte, insbesondere der obersten Ebenen, muss sich radikal ändern.“