Die Geschichte der kleinen Schritte – der KVP

Lean Management und KVP sind Themen, die viel bewirken können, sofern man sie richtig versteht. Aber wie gelingt es, ihnen die Komplexität zu nehmen und für alle verständlich darzustellen? Milan Asanin erklärt in unserem Beitrag leicht verständlich, was der KVP ist und welche Vorteile sich daraus ergeben.
Milan Asanin ist seit 2017 Leiter HSEQ (Health, Environment, Safety, Quality) bei der Apleona HSG AG. Des Weiteren arbeitet er seit 2009 als Dozent für Führungstechnik, Projektmanagement und Managementsysteme an diversen höheren Fachschulen in Zürich. Er ist gelernter Elektromonteur, bildete sich zum Techniker TS in Unternehmensprozessen weiter und arbeitete u.a. bei zwei bekannten Schweizer Firmen im Qualitätsmanagement. 2016 hat er den Master-Studiengang an der HWZ Zürich zum MAS Quality Leadership abgeschlossen. In seiner Masterarbeit hat er sich intensiv mit dem Thema „kontinuierlicher Verbesserungsprozess“ (KVP) befasst.
Wie erkläre ich das Thema KVP (Kontinuierlicher Verbesserungsprozess) spannend und für jedermann verständlich? Diese Frage habe ich mir gestellt, als ich diesen Artikel für Management Circle zu verfassen begonnen hatte. Ich wollte vermeiden, dass dieser Artikel zu theoretisch klingt und belehrend wirkt. Darum beginne ich mit einer kleinen Geschichte.
Vor einiger Zeit hat mich mein Sohn gefragt (er war damals 7 Jahre alt) was ich eigentlich arbeite. Ich war damals KVP-Manager in einem Schweizer KMU und fragte mich, wie erkläre ich einem Erstklässler was ein KVP-Manager macht oder was ein KVP überhaupt ist?
Einem Erwachsenen hätte ich KVP vielleicht so erklärt:
Der KVP ist einer der einfachsten beziehungsweise pragmatischsten Ansätze, eine Unternehmung auf allen Stufen und in allen Themenbereichen in einem stetigen und nachhaltigen Entwicklungsprozess zu halten. Es geht darum, Verschwendungen zu minimieren und Prozesse zu optimieren.
Bei uns in der Firma könnte das zum Beispiel eine Gruppe von Mitarbeitenden sein, die im selben Team arbeiten und sich regelässig treffen. An diesen Treffen erarbeiten sie Ideen, um die Effizienz in der eigenen Abteilung zu steigern.
Ein typischer KVP im Büro kann zum Beispiel das Aufräumen oder Ausmisten von nicht mehr benötigten Dokumenten im Explorer sein. In der Werkstatt könnte es das simple Ordnungmachen oder eine spezielle Aufräumaktion sein. Bei beiden Beispielen steigt dadurch die Effizienz durch das schnellere Finden von benötigten Arbeitsmitteln.
Aber einem 7-jährigen etwas von Verschwendung oder Prozessen zu erklären, naja, Sie können sich denken, was dabei herausgekommen wäre, ich vermute ein herzhaftes «HÄ?».
KVP braucht ein Grundverständnis
Als Leiter HSEQ bei Apleona HSG liegt es mir sehr am Herzen, dass alle Mitarbeitenden ein Grundverständnis für den KVP haben. So können sie ihre eigene Rolle im KVP nicht nur verstehen, sondern diese auch bewusst und aktiv wahrnehmen.
Zu diesem Grundverständnis gehören:
Damit lade ich Sie auf ein Gedankenexperiment ein:
Angenommen, Sie leiten einen Bereich, der mit Arbeit voll ausgelastet ist. Nun werden Sie aufgefordert, mit Ihrem Bereich oder Team im nächsten Jahr eine Effizienzsteigerung von 10 Prozent zu erreichen – was würden Sie tun?
Viele Führungskräfte würden, mit dieser Herausforderung konfrontiert, wahrscheinlich Effizienzsteigerungs- oder schlicht Rationalisierungsprogramme als Lösungsansätze nennen. Diese Programme werden üblicherweise «top-down» eingeführt, das heisst der Mitarbeitende wird vor vollendete Tatsachen gestellt und hat sich den Veränderungen an seinem Arbeitsplatz zu fügen.
Neben erheblichen Reibungsverlusten in der Umsetzung kommt es hier oft zu Resignation, Unverständnis und damit zu einem teilweise drastischen Motivationsabfall bei den betroffenen Mitarbeitenden. Zudem sind die erwarteten Effizienzsteigerungen keinesfalls sicher.
Der KVP stellt dazu einen Gegenpol dar
Ergibt den Mitarbeitenden die Gelegenheit «bottom-up» Inhalte, die ihren eigenen Arbeitsplatz betreffen, schrittweise zu verbessern und so zum Unternehmenserfolg und zur eigenen Zufriedenheit beizutragen. Letztlich entsteht in der Summe der vielen kleinen Verbesserungen auch eine grosse Veränderungswirkung, an der die Mitarbeitenden mitgestaltet haben und hinter der sie stehen.
Unternehmen, die auf diese Weise mitdenkende Mitarbeitende haben, sind auf Dauer erfolgreicher und wettbewerbsfähiger. Sie nutzen das evolutionäre Prinzip des KVP zur Weiterentwicklung und entdecken und eliminieren so kontinuierlich unnötige Ausgaben oder Verschwendung.
Was meinen Sohn betrifft, habe ich es anhand dem Vergleich mit dem Fahrradfahren erklärt. Nur wenige Kinder steigen das erste Mal auf ein Fahrrad, treten in die Pedalen und trauen sich direkt auf einen Skillspark mit Schanzen und Hügeln. Es ist eher, wie beim KVP, ein Prozess der kleinen und stetigen Schritte.
Die ersten Schritte sind ja bekanntlich die schwersten, trotzdem beginnt jede Reise mit einem ersten Schritt. Ich lade Sie ein, sich aktiv am KVP zu beteiligen. Diskutieren Sie Ihren Vorgesetzten wie Sie Ihre Abteilung oder Ihr Team weiterentwickeln können und tragen Sie so einen wichtigen Beitrag am Unternehmenserfolg!
KVP ist zwar der offiziell korrekte Ausdruck für die Sache, aber, so finden wir zumindest, passt es nicht so zu uns. Der kontinuierlicher Verbesserungsprozess, hört sich nicht gerade dynamisch an. Ohne Ihre Initiative, eigene Ideen, Ihre Unterstützung gibt es keine Verbesserungen. Bedenken Sie immer: Sie sind der Antrieb für den KVP – YOU’RE THE BEAT!