Konfliktmanagement für Projektleiter – was Sie über dieses Thema wissen sollten

Konflikte im Projektmanagement gehören zwar zum Alltag in Unternehmen, sind aber immer eine Belastung und Herausforderung. Kein Wunder, wenn Menschen mit unterschiedlichen Meinungen und Vorstellungen aufeinander treffen. Professionelles Konfliktmanagement hat das Ziel, Konflikte erst gar nicht eskalieren zu lassen. Es dient dazu, das gegenseitige Verständnis für einander zu wecken und geeignete Kompromisse zu finden. Wie Sie als Projektleiter aufkommende Konflikte frühzeitig erkennen und lösen können, verraten wir Ihnen in diesem Beitrag.
Konfliktsignale erkennen
Um Konflikte erkennen zu können, ist es für Sie als Projektleiter zunächst notwendig, die folgenden typischen Konfliktsignale für sich anbahnende Konflikte erkennen zu können:
» Informationen werden zurückgehalten
» Sticheleien, Tratsch und sarkastische Bemerkungen nehmen zu
» Es wird nicht mehr offen miteinander geredet
» Die Zufriedenheit und die Arbeitsleistungen im Team sinken
» Mitarbeiter machen Dienst nach Vorschrift, zeigen aber kein Interesse mehr an der Projektarbeit
» Es wird nur noch das Notwendigste gemacht, Entscheidungen werden nicht gefällt und Fehler häufen sich
Diese Signale können auf einen Konflikt hinweisen, müssen es aber nicht zwingend. Ob es sich wirklich um einen Konflikt handelt, müssen Sie nun herausfinden und das am besten so schnell wie möglich. Je früher Sie einen Konflikt erkennen, umso größer ist die Chance, die Eskalation und die damit verbundenen Auswirkungen auf das ganze Projektteam zu vermeiden.
Konfliktursachen verstehen
Konflikte können erst bewältigt werden, wenn die Konfliktursachen bekannt sind und wenn man weiß, was die jeweilige Partei möchte. Die häufigsten Ursachen eines Konflikts sind:
- Abweichende Interessen und Absichten
- Differenzierte Wünsche oder Ziele
- Neid und Konkurrenzdenken
- Erhöhter Zeitdruck am Arbeitsplatz
- Unfaire Behandlung
- Wahrnehmungsunterschiede
Konfliktpersönlichkeiten kennen
Der Ausgang eines Konflikts hängt natürlich auch von den beteiligten Konfliktpersönlichkeiten ab. Hier gibt es 4 unterschiedliche Persönlichkeiten, die Sie kennen sollten:
1
Der Gewinner
Für diese Persönlichkeit zählt allein der Wettbewerb und der Gewinn. Sie schreckt nicht davor zurück, dem Gegenüber Schaden zuzufügen.
2
Der Interessenorientierte
Diese Persönlichkeit denkt positiv über ihr Gegenüber. Ihr ist es wichtig, alle Interessen zu berücksichtigen.
3
Der Faire
Diesem Konflikttyp ist Fairplay und Gerechtigkeit sehr wichtig.
4
Der Egoist
Dieser Konflikttyp ist nur auf seinen eigenen Vorteil aus. Die Interessen der anderen werden nur von ihm berücksichtigt, solange diese den eigenen entsprechen.
Konfliktarten identifizieren
Die unterschiedlichen Konfliktursachen lassen sich in Kategorien einteilen, um eine bessere Vorstellung der Situation zu erhalten. Folgende drei Konfliktarten sind im Berufsleben besonders häufig anzutreffen:
Sachkonflikte:
Bei Sachkonflikten dreht sich alles um verschiedene Meinungen und Ansichten zu einer Sache. Es gibt unterschiedliche Vorstellungen davon, welche Ziele erreicht werden sollen oder es gibt verschiedene Lösungsvorschläge, die nicht zu vereinen sind.
Rollenkonflikte:
In einer Gruppe nimmt jeder Einzelne eine bestimmte Rolle ein. Dadurch werden Erwartungen aneinander gestellt, die einen daran hindern können, seine persönlichen Ziele zu verfolgen.
Kommunikationskonflikte:
Kleine Missverständnisse werden schnell zu Kommunikationskonflikten, wenn sie nicht gleich bereinigt werden. Im organisatorischen Bereich können sich schon Konflikte entwickeln, wenn zum Beispiel ein Mitarbeiter Widerstand signalisiert, weil er von seiner Gruppe nicht in die Entscheidungsfindung einbezogen wurde.
Was braucht es für ein erfolgreiches Konfliktmanagement?
Konfliktmanagement ist Aufgabe der Unternehmenskultur und der Vorgesetzten. Wenn es Unstimmigkeiten gibt, ist es also Ihre Aufgabe als Projektleiter, in einem Konfliktgespräch zu vermitteln und Lösungen zu finden, um das Betriebsklima wiederherzustellen. Natürlich benötigen Sie die Mithilfe des Teams, bestimmte Voraussetzungen am Arbeitsplatz sowie die folgenden Anforderungen:
Kooperations- und Einfühlungsvermögen: Als Vermittler müssen Sie sich in die verschiedenen Seiten hineinversetzen können, um die Interessen und Bedürfnisse jedes Einzelnen zu verstehen.
Kooperationsbereitschaft: Sie sollten auch die Kompetenz besitzen, gemeinsam mit anderen nach Lösungen zu suchen, die allen Beteiligten gerecht werden.
Überzeugungskraft: Als Schlichter sollten sie zudem die Fähigkeit besitzen, Einwänden der Gesprächspartner mit konstruktiven Lösungsvorschlägen zu begegnen sowie Akzeptanz für beide Seiten zu zeigen.
Kommunikationsfähigkeit: Es ist wichtig, dass Sie andere im Gespräch ausreden lassen und aktiv zuhören. Sie sollten des weiteren zu den unterschiedlichen Gesprächspartnern eine gute Beziehung aufbauen können, um durch gezieltes Nachfragen die Problemursache herausfinden können.
Wie können Sie als Projektleiter nun den Konflikt lösen?
Inzwischen gibt es eine Menge Methoden und Übungen im professionellen Konfliktmanagement, um Lösungsstrategien zu erarbeiten. Zu den bekanntesten gehören die folgenden drei:
Die Harvard-Methode
Die Harvard-Methode wurde in den Achtzigerjahren an der gleichnamigen Universität von dem Rechtswissenschaftler Roger Fisher zusammen mit Bruce Patton und Ury Williams entwickelt und dient dazu, Verhandlungen für alle Seiten erfolgreicher zu gestalten. Sie besteht aus diesen 4 Grundsätzen:
Das Ziel der Harvard-Methode ist es, eine friedliche Einigung im Konflikt herbeizurufen, mit der alle Beteiligten zufrieden sind.
Supervision
Bei der Supervision werden die Verhaltensmuster und Interaktionen innerhalb eines Teams oder einer Organisation analysiert. Es werden psychologische Elemente und Prinzipien angewandt. Der Supervisor führt ein Gespräch mit den Beteiligten, entwickelt eine konstruktive Gesprächsatmosphäre und hilft bei der Verbesserung der Arbeitssituation.
Wenn Sie sich auf einen Lösungsweg einigen konnten, liegt es an Ihnen als Projektleiter, den Erfolg und dessen Nachhaltigkeit immer wieder zu überprüfen, um so weitere Konflikte vermeiden zu können.