KATA kann jeder lernen: Tipps zur Umsetzung von Jörg Gottschalk im Interview

Nachhaltig Verbessern – das ist das große Ziel, das Unternehmen heute mit aller Kraft anzustreben versuchen. Leider ist – insbesondere bei sehr großen Unternehmen – schwer, die Kulturveränderung bei den Mitarbeitern in die gewohnten Abläufe zu integrieren. Der Prozess ist anstrengend und hart, oft bleibt der schnelle Erfolg aus, auch wenn kurzfristig Erfolge sichtbar geworden sind. Nicht zuletzt auch, weil die Ausdauer der Mitarbeiter auf die Probe gestellt wird.
Langfristig kann es nur zum Fortschritt kommen, wenn die Verhaltens- und Denkmuster aller beteiligten Personen ihren Schwerpunkt richtig setzen und die Führungskräfte alle Tools und Methoden verinnerlicht haben und vorleben. Dieser ganzheitlichen Betrachtung widmet sich das Prinzip der Verbesserungs-KATA.
Lean und KATA sind längst kein Phänomen der Produktionstheorie mehr, so halten sie auch mehr und mehr Einzug in administrativen oder öffentlichen Bereichen.
Mit KATA gelingt der Blick über den Tellerrand
Jörg Gottschalk, Geschäftsführer des Nordstern Institut Berlin. Er war lange Jahre als Krankenhausgeschäftsführer tätig. In dieser Funktion startete im Jahr 2010 die vermutlich umfassendste Lean Management Initiative in einem deutschen Krankenhaus. Uns hat er im Interview verraten, welche Schwierigkeiten es zu meistern gab und welche Trends er sieht.
Was sind die größten Herausforderungen und Hürden bei der Umsetzung von KATA?
Die Umsetzung der Kata bedeutet für Krankenhäuser aktueller Prägung eine große Herausforderung. 10 Jahre Restrukturierung und Cost Cutting haben sie unbeweglich werden lassen. Sie verfügen weder über die Kompetenzen, noch über die Führungsstrukturen, um in eine Logik der ständigen Verbesserung zu gelangen. Deshalb besteht die größte Hürde für die Umsetzung der Kata auch darin, ihre Führungskräfte weg von Schreibtischen und hin zu einer dezentralen, eigenverantwortlichen Verbesserungslogik zu bewegen. Sie agieren sehr hierarchisch und erschöpfen sich im täglichen Troubleshooting. Das Leben von unterstützender Führung vor Ort und ursachenbezogenes Problemlösen lauten deshalb die größten gedanklichen Hürde, vor denen diese Unternehmen stehen.
Gibt es Branchen und Bereiche, die sich besonders schwer tun?
Die angestammten Sektoren der Gesundheitsbranche tun sich generell schwer. Sie kommen erst langsam zu der Erkenntnis, dass das Potenzial für Qualität und Wirtschaftlichkeit in ihren Prozessen verborgen ist. Gleichzeitig verfügen sie weder über die finanziellen Ressourcen noch über das Verständnis, in die Verbesserung ihrer Mitarbeiter und ihrer Prozesse zu investieren.
Kann KATA jeder lernen?
Ja, ohne Ausnahme, wenn die Führung der Organisation damit beginnt.
Sehen Sie eine starke Tendenz hin zu Bereichen außerhalb der Produktion oder sind diese Anwender eher noch Einzelfälle?
Leider überschaue ich nur den Krankenhaussektor und dort handelt es sich eher um Einzelfälle, allerdings mit ansteigender Tendenz. Je mehr diese Organisationen mit den üblichen Methoden an ihre Grenzen stoßen, umso größer wird ihre Neugierde und ihre Hoffnung auf sinnvolle Alternativen.