Mein Kollege der Roboter: Ist eine Mensch-Roboter-Kooperation sinnvoll?

Wenn es um Roboter und künstliche Intelligenz geht, haben viele Arbeitnehmer Angst. „Werden wir bald alle durch Algorithmen ersetzt?“, fragen sich viele. Noch sind Roboter nicht so weit entwickelt, dass sie den Menschen am Arbeitsplatz gänzlich ersetzen könnten. Vielmehr können sie den Menschen bei den Tätigkeiten assistieren, die viel Rechenleistung oder Kraft erfordert. Ist also eine Mensch-Roboter-Kooperation (MRK) anstatt eines kompletten Ersatzes der Menschheit die Zukunft?
Warum Menschen immer noch mehr können
IBM Watson und die Roboter von Aldebaran Robotics zeigen bereits, wie weit fortgeschritten die Technologie ist. Dennoch können Roboter – auch mit künstlicher Intelligenz – nicht so gut auf spontane oder komplexe Situationen eingehen. Während Menschen Komplexitäten sehr gut zu managen wissen, um so zu einer Entscheidung zu gelangen, benötigt ein Computer lange Rechenvorgänge. Denn meistens ist der Algorithmus auf genau definierte Situationen angewiesen, um zu handeln. Trifft dagegen etwas Unvorhergesehen auf, fällt es dem Roboter schwer, die Situation blitzschnell zu erfassen.
Mensch und Roboter – ein Dreamteam?
Daher ist es sinnvoll die Fähigkeiten von Mensch und Maschine zu kombinieren. Zusammen erreichen beide mehr, als jeder alleine zustande bringen könnte. Wenn also die Fähigkeit, große Datenmengen mit maximaler Genauigkeit zu bewältigen, mit der Geschicklichkeit und Flexibilität der Menschen verbunden wird, können Unternehmen aus allen Branchen enorme Produktivitätsfortschritte erzielen.
Die Vorteile einer Mensch-Roboter-Kooperation
Auch wenn viele dieser Kooperation skeptisch gegenüberstehen und Angst haben, in der Zukunft von Robotern oder Algorithmen ersetzt zu werden, liegen die Vorteile einer Kooperation klar auf der Hand. Wenn Roboter Arbeiten wie das Schleppen von schweren Teilen oder den Umgang mit gefährlichen Chemikalien übernehmen, wird die Gesundheit der Arbeitnehmer geschützt. Doch nicht nur die physische, auch die psychische Belastung wird durch eine Mensch-Roboter-Kooperation reduziert. So wird ein LKW-Fahrer zukünftig seine Arbeit stressfreier verrichten können, da er nicht mehr so konzentriert auf beispielsweise den Abstand zu anderen Fahrzeugen achten muss.
Zu schön, um wahr zu sein?
Diese Vision von gesunden Mitarbeitern, die keine schwerfälligen und gefährlichen Arbeiten mehr erfüllen müssen und sogar länger und gesünder arbeiten können, klingt für Sie wie ein Märchen? In der Theorie ist es keines, praktisch lässt sich die Kooperation jedoch nicht so einfach durchsetzen. Zum einen ist vor allem für Mittelständische Unternehmen die Einführung von Robotern kostspielig. Zum anderen ist die Suche nach geeigneten Fachkräften, welche die Roboter programmieren und bedienen können, nicht leicht. Zudem spielt die Sicherheit der Menschen, die mit den Robotern zusammenarbeiten, eine wichtige Rolle.
Ist die Kooperation mit Robotern nicht zu gefährlich?
Schon seit Jahren gehören Roboter zum Alltag in vielen Fabriken. Der Unterschied zu heute besteht jedoch darin, dass die früheren Roboter in Käfigen „eingesperrt“ waren. Arbeitsplätze und -zeiten von Mensch und Maschine wurden aus sicherheitstechnischen Gründen immer getrennt. Bei einer Kooperation besteht jedoch der Vorteil gerade darin, dass Roboter und Mensch zeitgleich am selben Arbeitsplatz arbeiten. So kann beispielsweise die Maschine das Handling von sperrigen und schweren Bauteile übernehmen, während ein Schweißer sich voll und ganz auf das Schweißen konzentrieren kann.

Es fehlen Sicherheitsstandards
Voraussetzung für eine verletzungsfreie Mensch-Roboter-Kooperation sind daher Sicherheitsstandards wie beispielsweise die kürzlich veröffentlichte Technische Spezifikation ISO/TS15066 mit dem Titel „Robots and Robotic Devices – Collaborative Industrial Robots“. Um den darin enthaltenen technischen Spezifikationen zu entsprechen, sind zuverlässige Steuerungen und intelligente Sensoren am Roboter entscheidend. So gibt es viele Sicherheitslösungen, bei denen der Roboter seine Geschwindigkeit und Kraft drosselt, sobald ein Mensch in unmittelbarer Nähe ist.
Global betrachtet fehlt es jedoch noch an solchen Sicherheitsstandards, da beispielsweise in China und den USA ein anderes Verständnis von Sicherheit vorliegt. Bevor die MRK zum Normalfall wird, braucht es aber diese Standards.
Lesen Sie in der nächsten Woche, wie die Automobilbranche schon größtenteils Mensch-Roboter-Kooperationen erfolgreich einsetzt.