Ist die Wasserkraft in der Schweiz in der Krise?

In Deutschland macht sie nur 4,4 Prozent der nationalen Stromproduktion aus, währenddessen ist sie für die Schweiz wohl die wichtigste Quelle erneuerbarer Energie: Die Wasserkraft. In der Schweiz kommen rund 56 Prozent der Elektrizität aus dieser Quelle. Wasserkraft hat den Vorteil, eine relativ saubere Energie zu liefern – und das bei einem hohen Wirkungsgrad. Der Ausstoß an Treibhausgasen ist relativ gering und die Ökobilanz der Anlagen ist positiv. Außerdem tragen Stauanlagen auch zum Hochwasserschutz bei. Kritisiert hingegen werden sie dafür, dass sie Biotope der Flüsse verändern können und Fischbestände isolieren oder gefährden.
Schauen wir uns an, inwiefern sich die Länder in ihrer Nutzung unterscheiden.
Wasserkraft in der Schweiz und in Deutschland im Vergleich
56 Prozent des Schweizer Strombedarfs wird also durch Wasserkraft gewonnen. Der Anteil an den erneuerbaren Energien des Landes liegt sogar bei rund 97 Prozent. Kein Vergleich also zu Deutschland, obwohl auch hierzulande rund 7.300 Wasserkraftanlagen betrieben werden. Besonders in Süddeutschland stehen viele davon, allerdings sind es kleine Anlagen mit einer Leistung von unter 100 Kilowatt. Insgesamt sind rund 80 Prozent des Potenzials in Deutschland bereits ausgeschöpft.


In der Schweiz hingegen gibt es 186 große Zentralen, die fast 90 Prozent ihrer Stromproduktion aus Wasserkraft abdecken. Sie haben jeweils eine Leistung von über 10 Megawatt und sind mit ihrem Anteil an der Stromerzeugung deutlich vor der Kernkraft, die ungefähr ein Drittel ausmacht. Technologien wie Photovoltaik und Windanlagen, auf die in Deutschland sehr stark gesetzt wird, sind in der Schweiz hingegen weniger verbreitet.
Während Deutschland also hauptsächlich mit Anlagen im Bereich der Kleinwasserkraft Strom produziert, ist die Verteilung in der Schweiz eher zugunsten größerer Anlagen gewichtet. In der Schweiz werden damit insgesamt ungefähr 36.000 Gigawattstunden produziert, während es in Deutschland je nach Niederschlagsmenge zwischen 20.000 und 29.000 sind.
Wirtschaftlichkeit von Wasserkraft
Sowohl in Deutschland als auch in der Schweiz werden also eine Menge Wasserkraftwerke betrieben. Dabei ist allerdings in den vergangenen Jahren immer mehr die Frage nach deren Wirtschaftlichkeit ins Zentrum gerückt. Besonders in der Schweiz ist ihre Kostenstruktur nicht zu vernachlässigen, denn die initialen Investitionskosten sind hoch, die Investitionszyklen lang. Das bedeutet einen hohen Fixkostenanteil. In der Schweiz gibt es zudem noch den sogenannten Wasserzins, den Betreiber an die Kantone zahlen und der rund 20 Prozent der Gestehungskosten ausmacht.
Während der Bau von Großkraftwerken mehrere hundert Millionen Euro betragen kann, kosten dagegen Kleinwasserkraftanlagen natürlich deutlich weniger. Aber dafür spielen sie die Investitionen auch langsamer wieder ein. Die hohen Kosten wiederum eröffnen eine Problematik: Denn um die Kosten zu decken, muss die Energie zu einem entsprechenden Preis angeboten werden – aber darunter darf wiederum die Nachfrage nicht leiden.
Kein Wunder also, dass man in der Schweiz die Wasserkraft in der Krise wähnt. Dort macht man vor allem die großen Subventionierungen in der deutschen Energiewende für die heimischen Probleme verantwortlich. Die hätten eine „Stromschwemme“ ausgelöst, welche die Wasserkraft heute unprofitabel macht. Nun sucht man nach Ideen, mit denen die Wasserkraft gerettet werden kann. Wenn Sie ebenfalls nach Zukunftsstrategien suchen, empfehlen wir Ihnen einen Blick in das Programm unseres Forum Wasserkraft 2017. Dort treffen sich Kraftwerksbauer, -betreiber und Dienstleister aus dem gesamten deutschsprachigen Raum, um genau das zu tun.
Sind Sie der Meinung, die Subventionierungen bei der Energiewende waren fehlgeleitet? Ob die Energiewende der Regierung auch die Energiewende der Bevölkerung ist, diskutieren wir in unserem neuen White Paper zur Energiewende.