Investitionen adé? Gründe für die Unzufriedenheit der Bevölkerung in Iran

Wirtschaftsboom und Investitionen? In den letzten Tagen hat es wieder sehr viele negative Schlagzeilen rund um Iran gegeben. Es gab zahlreiche Proteste gegen die Regierung. Zunächst im Norden des Landes, später auch in der Hauptstadt Teheran. Die Regierung ist gewaltsam gegen die Proteste vorgegangen, es gab sogar zahlreiche Tote unter den Demonstranten.
Wir sind weit entfernt von einer attraktiven Situation für Investoren
Zur angespannten Lage hat sich auch der Iran-Kenner Amir Alizadeh im Interview gegenüber der Wirtschaftswoche geäußert. Er hat viele Delegationsreisen mit deutschen Investoren begleitet und weiß um die Situation der Bevölkerung.
Wohlstand kommt nicht an
Im letzten Jahr hat sich die wirtschaftliche Lage durch das Atomabkommen zwar etwas verbessert. Importe aus Europa, insbesondere aus Deutschland, trugen zu einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts von mehr als 6 % bei. Aber der tatsächliche Run ist ausgeblieben. Es gibt noch weiterhin strukturelle Schwierigkeiten, die Investoren vor große Probleme stellen, beispielsweise bei der Abwicklung von Zahlungen. Viele Unternehmen befürchten weiterhin die Auswirkungen von Iran-Geschäften auf deren US-Beziehungen.
Die Enttäuschung bei der Bevölkerung ist groß. Denn die Arbeitslosigkeit, besonders bei jungen Menschen, ist nicht zurückgegangen. Fast jeder dritte Jugendliche hat keine Arbeit. Und das auch, weil große Investitionen fehlen. Diese Enttäuschung über den fehlenden Fortschritt ist mit verantwortlich für die Unruhen.
Es bleibt also der Blick in die USA
Wenn die US-Regierung sich nun wirklich, wie zuletzt angekündigt, zu neuen Sanktionen entschließt, wird das der Lage in Iran wohl noch mehr schaden. Donald Trump sprach den Demonstranten zuletzt seine Unterstützung aus. Gegenüber der Regierung unter Rohani gießt dies noch mehr Öl ins Feuer. Er und der konservative Religionsführer Ajatollah Ali Chamenei machen die USA und ausländische Geheimdienste mitverantwortlich für die Eskalation der Aufstände.
Es bleibt zu hoffen, dass die Unternehmen, die bereits gute Geschäfte in Iran machen, dort verweilen und weiter ihre Beziehungen ausbauen. So kann das Land den Rückstand bei der Modernisierung von Maschinen und Anlagen, der durch die Sanktionen sehr groß geworden war, vielleicht zukünftig weiter verringern.