[Interview] Tobias Kollmann über die Gewinner und Verlierer der Digitalisierung
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Prof. Dr. Tobias Kollmann ist ein gefragter Sprecher für die Themen Digitale Wirtschaft, Digitale Transformation und Digitaler Wandel. Daher kann diese digitale Größe nicht auf dem Strategie-Kongress Digital Transformation Reloaded fehlen. Vorab hatten wir schon die Möglichkeit, ihn zum Thema Gewinner und Verlierer der Digitalisierung zu befragen.
Prof Dr. Tobias Kollmann ist Inhaber des Lehrstuhls für E-Business und E-Entrepreneurship an der Universität Duisburg-Essen. Seit zwanzig Jahren befasst er sich mit wissenschaftlichen Fragestellungen rund um die Themen Internet, E-Business und E-Commerce. Als Mitgründer von AutoScout24 gehörte Tobias Kollmann mit zu den Pionieren der deutschen Internet-Gründerszene. Als Business Angel finanzierte er über die letzten 15 Jahre zahlreiche Startups in der Net Economy, wofür er 2012 zum Business Angel des Jahres gewählt wurde.
Seit 2013 ist Tobias Kollmann der Vorsitzende des Beirats Junge Digitale Wirtschaft im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Laut dem Magazin Business Punk (Ausgabe 02/2014) gehört er zu den 50 wichtigsten Köpfen im Bereich Digitalisierung.
Herr Dr. Kollmann, wie kommt es, dass einige Unternehmen die Digitalisierung verpasst haben und andere zu Heroes in diesem Bereich aufgestiegen sind, obwohl ihnen das keiner zugetraut hat?
Viele Marktteilnehmer sind nach dem Zusammenbruch des Neuen Marktes in einen digitalen Tiefschlaf verfallen und leider zu spät wieder aufgewacht. Gerade bei den etablierten Unternehmen der klassischen Branchen war die Digitale Wirtschaft beziehungsweise die damalige „New Economy“ eine Grippe, die zum Glück schnell wieder vorbeigegangen ist. Entsprechend hat man sich nicht konsequent mit dem digitalen Medium „Internet“ auseinandergesetzt. Ein Fehler, der sich heute bitter rächt, denn zwischenzeitlich haben insbesondere Startups mit neuen digitalen Geschäftsmodellen und -prozessen die Gunst der Stunde genutzt, um eine andere „New bzw. Net Economy“ aufzubauen, nämlich die der Plattformen im Netz, die den elektronischen Handel dominieren und aus dem Online-Bereich heraus auch zunehmend auch in klassische Offline-Branchen eindringen.
Sind lediglich Startups als Rockstars und Heroes der Digitalisierung anzusehen?
Vielfach ja, weil Startups die Träger der digitalen Innovationen sind. Nur sie haben die notwenige Kreativität, Geschwindigkeit und Flexibilität, um neue Dinge im Netz auszuprobieren und ohne Rücksicht auf Verluste zu testen. Ausgestattet mit viel Risikokapital versuchen gerade die US-amerikanischen Startups gnadenlos das Internet zu erobern und sich schnell mit neuen Strukturen und Plattformen auch für deutsche Konsumenten festzusetzen. Dabei gilt die alte Regel der realen Ökonomie nicht mehr, dass die Großen die Kleinen schlucken, sondern eben die neue Regel in der digitalen Ökonomie, dass die Schnellen die Langsamen verdrängen.

Bildnachweis: Fotolia/alphaspirit
Und werden alle Unternehmen – auch große und traditionsreiche – untergehen, wenn sie sich gegen die Digitalisierung entscheiden oder gibt es branchenspezifische Ausnahmen?
Jeder, der sich nicht mit dem Thema Digitalisierung befasst, wird untergehen. Wer in Zukunft nicht digital mitspielt, wird eben gar nicht mehr mitspielen. Diese Erkenntnis wird dabei vollkommen unabhängig sein von der Frage nach groß oder klein, traditionsreich oder nicht. Jedes Unternehmen, jede Branche und jedes Geschäftsmodell wird zu einem bestimmten Grad von der Digitalisierung beeinflusst sein und deswegen gibt es gar keine Alternative zu der Notwendigkeit, sich mit der Querschnittstechnologie des Internets zu befassen. Die Medienbranche hat dies schon verlustreich lernen müssen. Banken und Versicherungen lernen es aktuell über die Angriffe der FinTech-Startups besonders hart und auch die Maschinen-Industrie und andere Industrie-Branchen werden bald dran sein.
Was würden Sie den Menschen raten, die Angst vor der Digitalisierung haben und vor allem den Verlust ihres Arbeitsplatzes befürchten?
Wer Angst hat, hat schon verloren! Die Wahrheit ist, dass natürlich Arbeitsplätze durch die Digitalisierung und die damit verbundene Automatisierung verloren gehen werden. Es ist aber auch klar, dass die Digitalisierung viele neue Arbeitsplätze im gleichen Umfang schaffen wird. Für Arbeitnehmer wird es dabei entscheidend sein, dass sie über ihre eigenen Kompetenzen den Wechsel von der alten in die neue digitale Arbeitswelt schaffen. Und hier lautet die Antwort ganz klar „Weiterbildung“! Diese muss als eigene neue Chance begriffen werden, auch wenn es mit Aufwand und Mühe verbunden ist. Wir brauchen in Zukunft an allen Ecken und Enden die Fachkräfte mit digitalem Know-how. Es gibt dafür zahlreiche Angebote! Wir selbst bieten über die Universität Duisburg-Essen einen berufsbegleitenden Zertifikatskurs zum „E-Business-Manager“ an.
[…] Dr. Tobias Kollmann, Experte für E-Business und E-Entrepreneurship, ist der Meinung, dass „jeder, der sich nicht mit dem Thema Digitalisierung befasst, untergehen wird. Wer in Zukunft nich… Dennoch können Unternehmen ihr Überleben sichern, indem sie mit jungen Unternehmen […]