Ich habe immer einen Sparringspartner, mit dem ich mich fachlich und persönlich austauschen kann. Das wirkt sich natürlich auch positiv auf unseren Beitrag zum Unternehmen aus: Als Tandem treffen wir einfach deutlich reflektierte und fundiertere Entscheidungen, als allein.
Wie haben Sie Ihren Chef von der neuartigen Teilzeitarbeit überzeugt?
Wir haben das große Glück, dass unser Gründer und Chef Christoph selbst ein starker Treiber beim Thema Jobsharing war. Die Idee, Teilzeitarbeit und Führung zu vereinen, entstand aus der eigenen Situation heraus: Christophs Frau Jennie wollte nach der Geburt ihres zweiten Kindes wieder zurück in ihre Führungsposition als Chief Creative Director, gleichzeitig aber natürlich auch ihre Mutterrolle leben. Also haben die beiden Jennies Position kurzerhand so angepasst, dass beides möglich war und eine Tandem-Partnerin für sie an Bord geholt. Die Initiative unseres Gründer-Paars war dann der Startschuss, unsere Arbeitsmodelle generell zu hinterfragen und besonders für Mütter flexibler zu gestalten.
Vorurteile zur Teilzeitarbeit halten sich hartnäckig
Dass ein Chef beim Thema Jobsharing und Teilzeit mit gutem Beispiel vorausgeht, ist natürlich nicht selbstverständlich. Denn leider hält sich in den Führungsriegen nach wie vor hartnäckig das Vorurteil, Mitarbeiter in Teilzeit seien weniger produktiv und eine Position mit zwei Personen zu besetzen betriebswirtschaftlicher Unsinn. Bedenken, die sich in der Praxis nicht bestätigen. Wer über Jobsharing nachdenkt, dem kann ich nur empfehlen, mit anderen Unternehmen zu sprechen, in denen es bereits erfolgreich gelebt wird. Sich von verschiedenen Modellen inspirieren zu lassen und auch die möglichen Hürden abzuwägen, hilft. Denn ich bin ganz ehrlich: Natürlich ist Jobsharing kein Selbstläufer. Es gehören eine Menge Vertrauen, Selbstreflexion und auch Kritikfähigkeit dazu, um als Tandem ein wirklich gutes Team abzugeben. Gerade wenn man sich menschlich sympathisch ist, fällt es umso schwerer, dem anderen offen und ehrlich die Meinung zu sagen. Wir haben daher damals ein externes Coaching absolviert, was ich auch jedem anderen Tandem empfehlen würde.
Agil, cross-funktional oder einfach innovativ?
Welche Kultur brauchen Unternehmen in der Arbeitswelt 4.0 Ihrer Meinung nach?
Meiner Meinung nach ist vor allem eine hohe Innovations- und Risikobereitschaft gefragt. Wer immer auf altbewährte Strukturen setzt, tritt auf der Stelle. Gerade wir Online-Unternehmen sind einem ständigen Innovationsdruck ausgesetzt – alles wird schneller, besser, digitaler. Um dem Wandeln standzuhalten, müssen auch die internen Strukturen mitwachsen. Wir haben deswegen vor zweieinhalb Jahren unser Unternehmen komplett auf den Kopf gestellt und unsere klassische Abteilungsstruktur in agile, cross-funktionale Teams konvertiert. Das war ein großer Schritt und sicher ist es nicht für jedes Unternehmen der richtige. Uns hat diese strukturelle Transformation aber ungemein geholfen, die Flexibilität und Kundennähe aus unserer Anfangszeit zurückzugewinnen.
Ganz wichtig für die Unternehmenskultur finde ich auch den Faktor Vertrauen. Wer jederzeit die Kontrolle haben möchte, wann welcher Mitarbeiter wo an welchen Themen arbeitet, wird wahrscheinlich keine große Flexibilität zulassen. Genau die braucht es aber meiner Meinung nach, um langfristig motivierte Mitarbeiter zu haben. Und die sind in unserer sich stetig wandelnden Arbeitswelt mehr denn je der Schlüssel zum Erfolg.