Die (digitale) Zukunft der Geldanlage

Geldanlage wird in einer Welt, in der Kunden nicht mehr ihre Bankfiliale oder ihren Berater aufsuchen (möchten), sondern sich – wie bei anderen Dienstleistungen auch – online informieren und diese dann online abschließen wollen, als sehr komplex und für viele Privatkunden schwer zugänglich wahrgenommen. Bei bestehenden (Online-)Angeboten, wie zum Beispiel Online-Brokerage, werden Kunden mit einer Auswahl von unzähligen Anlageprodukten konfrontiert. Wie sollen sie die für sich persönlich geeigneten und angemessenen Anlageprodukte herausfiltern? Selbst, wenn diese Auswahl gelingt, muss der Kunde selbst entscheiden, über welche Börsenplätze, zu welchen Preisen und Limits er handeln soll. Und dann kommt natürlich noch die laufende Überwachung der Geldanlage hinzu. All dies überfordert viele Privatkunden, die zwar ihr Geld am Kapitalmarkt anlegen möchten, sich aber nicht in alle Details der Geldanlage einarbeiten und eine solche permanent verfolgen möchten.
Dr. Thomas Bloch ist im Vorstand und Gründer der Vaamo Finanz AG („vaamo“), eine der führenden digitalen Anlageplattformen – im Englischen „Robo Advisor“ genannt.
vaamo betreut in seinem B2C-Geschäft inzwischen viele tausend Privatkunden bei der Geldanlage und unterstützt im B2B-Geschäft führende Finanzinstitute, aber auch Anlageberater, bei der Umsetzung und dem Betrieb eigener digitaler Lösungen für die Geldanlage.
Der Markt für digitale Anlageplattformen
In der Vergangenheit war das Anlagegeschäft mit der Ausnahme von Online-Brokerage-Angeboten von Geschäftsmodellen geprägt, die auf die persönliche Beratung und Betreuung von Kunden ausgelegt waren und keinen Fokus auf die Bereitstellung von Finanzdienstleistungen über das Internet gelegt haben. Erst in den letzten Jahren haben sich aufgrund des technologischen Fortschritts und vor allem des sich ändernden Kundenverhaltens – beflügelt vom aktuellen Niedrigzinsumfeld und einer verstärkten Nachfrage nach einer Geldanlage am Kapitalmarkt – weltweit immer mehr Geschäftsmodelle entwickelt, die mittels sogenannter „Robo Advice“ Plattformen anbieten. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) beschreibt diese Geschäftsmodelle als automatisierte Anlagevermittlung oder automatisierte Vermögensverwaltung. Internationale Vorreiter sind insbesondere Wealthfront und Betterment aus den USA und Nutmeg aus Großbritannien. In Deutschland selbst befindet sich der Markt für digitale Anlageplattformen noch in einem sehr frühen Stadium und wird von wenigen neuen Anbietern wie vaamo geprägt. Etablierte Finanzinstitute haben mit sehr wenigen Ausnahmen bisher keine digitalen Anlageplattformen an den Markt gebracht, wobei wir davon ausgehen, dass sich die meisten Banken aber auch Versicherungen, insbesondere solche mit einem starken Fokus auf das Privatkunden- beziehungsweise Retail Banking-Geschäft, in den nächsten Jahren mit eigenen Robo Advice-Angeboten am Markt positionieren werden – dies beispielsweise auch in Zusammenarbeit mit Robo Advice-Anbietern mit speziellen B2B-Angeboten wie vaamo.
Die Entwicklung und das Wachstum von Robo Advice-Geschäftsmodellen
Studien zufolge wird das von Robo Advice-Plattformen verwaltete Vermögen von aktuell geschätzten 0,3 Billionen US-Dollar auf 2,2 Billionen US-Dollar in 2020 steigen.[1] In Europa geht man davon aus, dass heute circa 3 Milliarden US-Dollar von neuen Anbietern von Robo Advice-Plattformen betreut werden. Dieses Volumen soll auf 220 Milliarden US-Dollar bis 2020 ansteigen.[2] Laut Oliver Wyman könnten die betreuten Vermögen in Deutschland bei 20 bis 30 Milliarden Euro liegen. Damit werden Robo Advisor in fünf Jahren nach wie vor einen kleinen Marktanteil im Anlagegeschäft mit Privatkunden haben und schauen weiterhin auf ein enormes Wachstumspotential.
Die Entwicklung und das Wachstum von Robo Advice-Geschäftsmodellen wird neben dem sich aufgrund der technologischen Entwicklungen ändernden Kundenverhaltens vor allem
Viele Privatkunden in Deutschland (59 Prozent) zweifeln heute, ob sich ihre heutigen Geldanlagen überhaupt noch lohnen, 46 Prozent haben schon einmal in Erwägung gezogen, ihre bisherigen Geldanlagen umzuschichten und 45 Prozent können sich eine Kapitalmarktanlage vorstellen.[3]
Es wird zudem erwartetet, dass heutige aber auch zukünftige umfassendere aufsichtsrechtliche Anforderungen wie zum Beispiel erweiterte Dokumentationspflichten im Rahmen der Anlageberatung oder Restriktionen bezüglich der Zahlung von Provisionen im Anlagegeschäft dazu führen werden, dass Kredit- und Finanzdienstleistungsinstitute bestimmte Kunden, insbesondere solche mit einem frei verfügbaren Vermögen unter 50.000 Euro, nicht mehr wirtschaftlich durch eine persönliche Anlagevermittlung oder -beratung betreuen können und somit webbasierte Angebote zukünftig naheliegend sind, um solche Kundensegmente überhaupt noch in Bezug auf das Anlagegeschäft wirtschaftlich sinnvoll bedienen zu können. Diese Einschätzung wird uns auch immer wieder in Gesprächen mit führenden Finanzinstituten im Rahmen der B2B-Aktivitäten von vaamo bestätigt.
Diese Faktoren bieten ein sehr günstiges Geschäftsumfeld für die Entwicklung und das Wachstum von webbasierten automatisierten Finanzdienstleistungen im Anlagegeschäft beziehungsweise Robo Advice-Plattformen, sodass man davon ausgehen kann, dass diese Geschäftsmodelle die Zukunft im Anlagegeschäft mit Privatkunden prägen werden und auch zunehmend eine Rolle selbst im Rahmen einer persönlichen Kundenbetreuung oder Anlageberatung spielen werden.
[1]A.T. Kearney (2015): A.T. Kearney 2015 Robo-Advisory Services Study
[2]MyPrivateBanking Research (2015): Robo-Advisors 2.0
[3] forsa (2015): Anlegerbarometer von Union Investment