Mit nachhaltigem Fehlzeitenmanagement den Krankenstand senken

Grippewelle, Überlastung, Stress… die Liste der Ursachen für Krankheitsausfälle in Unternehmen ist groß. Aber als Personalverantwortlicher können Sie gegensteuern: Zum Beispiel mit einem nachhaltigen Fehlzeitenmanagement. Erfahren Sie von Erwin Alexander Pogacnik, welche Maßnahmen es dafür braucht und wie Sie die Grundlage für ein gutes Fehlzeitenmanagement legen.
Erwin Alexander Pogacnik ist HR Business Partner bei der Traton SE in München. Seit mehr als 19 Jahren ist er sowohl als Personalmanager in internationalen Industrieunternehmen als auch als selbständiger Rechtsanwalt im Bereich Arbeitsrecht tätig. Der Schwerpunkt seiner Arbeit liegt in der Kombination aus betrieblicher Praxis und arbeitsrechtlichem Know-how. Zuvor war Erwin Alexander Pogacnik viele Jahre sowohl in der Chemie- als auch in der Metall- und Elektroindustrie tätig. Zusätzlich ist er bei der IHK München im Rahmen der Fortbildung und Prüfung zum Personalfachkaufmann tätig. Er verfügt über umfangreiche betriebliche Erfahrungen zum Thema Arbeitsrecht und Fehlzeitenmanagement.
Drei Themenschwerpunkte im Rahmen des Fehlzeitenmanagements
Herr Pogacnik, Sie haben in Ihrem Unternehmen ein Fehlzeitenmanagement eingeführt. Warum war das nötig und was kann man sich darunter genau vorstellen?
Ich erhielt im August 2015 den Auftrag unseres Vorstandes einen Vorschlag für die Reduzierung der Fehlzeiten in der Unternehmensgruppe der MAN für die deutschen und österreichischen Standorte zu erarbeiten, nachdem man zu Ende 2014 einen Höchststand bei den Fehlzeitenquoten der letzten 30 Jahre erreicht hatte. Am Anfang ging es zunächst um die Analyse der Fehlzeitenentwicklungen und das Herausfinden von Schwerpunkten und was für die MAN-Gruppe passend sein könnte. Wir haben uns dann in der von mir geleiteten Projektgruppe für drei Themenschwerpunkte entschieden, um das Thema Fehlzeitenmanagement anzugehen:
Welche Regelungsmöglichkeiten gibt es da und wie sind Sie vorgegangen?
Zuallererst war es sehr wichtig, zwischen allen Standorten ein gemeinsames Verständnis zum Umgang mit Fehlzeiten herzustellen. Danach konnten wir eine Gesamtbetriebsvereinbarung mit unseren Betriebsräten festlegen, in welcher wir neben einer strukturierten Fehlzeitengesprächssystematik auch ein Schulungskonzept für alle unsere Führungskräfte vereinbart hatten ebenso wie Fehlzeitenreportings, die die Entwicklung und Statistiken anschaulicher machten.
Das Gespräch als Grundlage im Fehlzeitenmanagement
Welche Rolle spielt das Fehlzeitengespräch und was sollten Führungskräfte hierbei beachten?
Das Fehlzeitengespräch ist Dreh- und Angelpunkt unseres Ansatzes. Die konsequente und wertschätzende Führung von Fehlzeitengesprächen bei allen krankheitsbedingten Fehlzeiten ist dabei sehr wichtig. Führungskräfte sollten neben einer sehr guten Vorbereitung des Gesprächs auch darauf achten, dass Gespräch sehr viel Persönliches des Mitarbeiters zu Tage fördern. Persönliche Unterstützung und das Angebot von betrieblichen Maßnahmen sind dabei von entscheidender Bedeutung.
Gezielte Maßnahmen vor Ort
Können Sie uns den einen oder anderen Tipp aus Ihrem Maßnahmenkatalog vorstellen?
Wir haben über 100 betriebliche Maßnahmen zusammengetragen und unseren Führungskräften in einem detaillierten Maßnahmenkatalog zur Verfügung gestellt. In diesem sollte für fast alle Fälle etwas Passendes dabei sein. Besonders stolz waren wir aber auf unsere Idee der Gesundheitsinsel in der Produktion. Hier haben wir eine Art Messestand zu Gesundheitsthemen konzipiert, den wir sehr mobil und kurzfristig in unsere Produktionseinheiten ans Montageband bringen können. So können wir bei den Mitarbeitern vor Ort für Gesundheitsthemen werben und mit ihnen ins Gespräch kommen, um zu erfahren, wo der Schuh drückt.