Fabrik der Zukunft: Ohne den Faktor Mensch geht es nicht!

Digitalisierung ist in aller Munde. Aber wird der Mensch bald wirklich eine untergeordnete Rolle spielen oder ist er tatsächlich weiterhin zentraler Bestandteil der Fabrik von Morgen? Dr. Dr. Florian Forster hat uns seine Einschätzung zur zukünftigen Bedeutung des Mitarbeiters und der Führungskräfte in zukünftigen Unternehmen gegeben.
Dr. Dr. Florian Forster ist als Director Consulting bei der ATOSS Software AG für den Aufbau strategischer Geschäftsfelder rund um das Thema Workforce Management verantwortlich. Dazu gehören unter anderem umfangreiche Prozess- und Potenzialanalysen, die Optimierung von Personalbedarfsplanung und Personaleinsatz in Produktionsunternehmen sowie die nachhaltige Verankerung von Workforce Management Prozessen im Rahmen von Change Management. Er verfügt über ein umfassendes Produktions-Fachwissen, das er im Rahmen von nationalen und internationalen Projekten aufgebaut hat.
Welche Rolle spielt der Mensch bei der Transformation im Rahmen von Industrie 4.0?
In der „Industrie 4.0“ wird die Produktion durch intelligenten Einsatz von IT-System und Kommunikationsnetzwerken auf ein völlig neues Produktivitäts- und Flexibilitätslevel gehoben. In der Vergangenheit standen dabei meistens die Anlagen und Maschinen sowie deren Vernetzung im Fokus, während die Mitarbeiter nur eine Randposition einnahmen.
Dabei sind gemäß einer aktuellen Umfrage des Fraunhofer Instituts 97% der Industrieunternehmen in Deutschland überzeugt, dass menschliche Arbeit noch lange Zeit eine herausragende Bedeutung in der Produktion haben wird. Es ist daher gleichermaßen absehbar und notwendig, dass der Mensch im Rahmen der Industrie 4.0 in Zukunft immer stärker in den Mittelpunkt der Überlegungen rückt.
Müssen sich Führungskräfte auch zukünftig anders verhalten?
Von Mitarbeitern in der Produktion wird in Zukunft eine deutlich höhere Flexibilität erwartet werden. Das bezieht sich sowohl auf die zeitliche als auch auf die fachliche Dimension. Starre, über Monate gleichförmig ausgerollte Schichtpläne, die von der eigentlichen Marktnachfrage weitgehend abgekoppelt sind, wird sich bald kein Unternehmen mehr leisten können, das im Wettbewerb ganz vorne stehen möchte. Führungskräfte werden zukünftig stärker darauf achten, ihre Mitarbeiter breiter und tiefergehender zu qualifizieren, damit diese flexibel auch über Bereichsgrenzen hinweg eingesetzt werden können.
Diese teilweise massiven Veränderungsprozesse werden die Führungskräfte sehr aufmerksam und proaktiv begleiten müssen, um die gesamte Belegschaft erfolgreich in die Industrie 4.0 zu führen.
Vor welchen Herausforderungen stehen Unternehmen durch den Wandel und wie kann man diesen begegnen?
Die zentrale Herausforderung für Unternehmen liegt darin, die Mitarbeiter möglichst reibungslos und intelligent in die zunehmend digitalisierten und vernetzten Produktionssysteme zu integrieren. Dazu müssen alle die Mitarbeiter betreffenden Abläufe auf den Prüfstand, sowohl die eigentlichen Produktionsprozesse als auch die daran angeschlossenen Prozesse wie Produktionscontrolling, Personalplanung und Lohnabrechnung.
Die Frage wird sein: Wie lassen sich diese bestmöglich digital vernetzen und wie kann man dann aus dieser Vernetzung den größten Nutzen realisieren? Hier müssen mit Weitsicht und ergebnisoffen alle Optionen evaluiert werden – ohne Angst, alte Zöpfe abzuschneiden.
Sie werden in Ihrem Vortrag bei der Konferenz Production Systems auch auf stille Produktivitätsreserven eingehen. Können Sie uns bereits heute verraten, welche das sind und wie man diese nutzen kann?
In einem typischen Produktionsunternehmen verbringen Führungskräfte und spezialisierte Fachkräfte in der Fertigung einen Großteil ihrer Zeit mit verwaltenden Tätigkeiten. Wird Digitalisierung konsequent zu Ende gedacht und umgesetzt, kann ein Großteil dieser Zeit eingespart werden. In dieser Zeit können die Mitarbeiter dann wertschöpfenderen Tätigkeiten nachgehen. Hier liegt ein enormes Potenzial brach, das es auszuschöpfen gilt.