Diese Trends im Betrieblichen Gesundheitsmanagement erwarten uns 2019

Gerade jetzt zum Jahresende haben viele von uns gute Vorsätze, um im nächsten Jahr gesund zu bleiben. Aber was können Arbeitgeber und Unternehmen dazu beitragen? Betriebliches Gesundheitsmanagement wird in vielen Unternehmen sehr stark fokussiert. Lesen Sie jetzt, wie sich die Ursachen verändert haben und wie Sie die Maßnahmen tatsächlich messen und steuern können.
Marc Uhmann leitet das Fraport-Gesundheitsmanagement. Seine wichtigste Aufgabe ist es, bei den Beschäftigten der Fraport AG mit Sitz in Frankfurt am Main proaktiv in Richtung Gesunderhaltung zu wirken. Steigende Anforderungen an Effizienz und Flexibilität sowie körperlich anspruchsvollen Tätigkeiten in den operativen Bereichen sind Belastungen, denen es beim Betreiber einer der größten Flughäfen auf dieser Welt frühzeitig zu begegnen gilt. Er wurde 1971 geboren, ist Krankenkassenfachwirt und Betriebswirt (VWA). Seit über 20 Jahren befasst er sich mit dem Thema Gesundheit aus den Perspektiven Versicherung, Arbeitnehmer, Führungskraft und Arbeitgeber.
Das Berufsleben dauert immer länger: Es gilt zu handeln
Die Maßnahmen im Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements sind sehr vielfältig. Was sind Ihrer Meinung nach die Trends?
Mindestens eines der großen Nachrichtenmagazine titelt wöchentlich mit einem Gesundheitsthema. ‚Hells bells war früher – heute gilt health sells‘ – dieser Trend ist und bleibt ungebrochen. Dabei gaben die Themen Fitness und Ernährung die Basis, Expertenwissen bildet nunmehr den Rahmen.
Neu hinzugekommen sind richtigerweise die Themen psychische Gesundheit, Entspannung, Resilienz und Ausgleich sowie gesunder Schlaf. Ungebrochen ist der Trend, Gesundheitsangebote des Arbeitgebers auch extern zu vermarkten. Bei immer länger werdenden Erwerbsbiografien – von 17 bis 67 – müssen sich Arbeitgeber auch um die Gesundheit und damit um die Beschäftigungsfähigkeit der Belegschaft kümmern.
Belastung? Tendenz steigend
Haben sich die Ursachen für Krankheit und Fehlzeiten verändert?
Menschen sehen in der Arbeitswelt 4.0 tendenziell eher keine Entlastung, sondern eine höhere Belastung. Die Ursachen sind sicherlich in Überlastungsthemen und mangelndem Ausgleich zu suchen – allerdings bleibt sehr strittig, ob diese privat oder beruflich induziert sind. Gesundheit bekommt immer mehr nicht nur die körperlich und seelische sondern auch die soziale Komponente: Wie geht es mir im Team? Wie geht mein Arbeitgeber mit mir um? Werden Veränderungen direkt kommuniziert oder erfahre ich sie aus der Presse? Werde ich zuhause oder im Urlaub angerufen oder kontaktiert und bekomme Arbeitsaufträge?
Eine Hauptursache für Krankheit ist die Überlastung der Psyche
Wie kann man als Unternehmen hier vorbeugen?
Ich bin der Meinung, dass es besser ist von einer Fehl- statt Überlastung zusprechen. Die Menschen sehnen sich nach weniger Stress und Entschleunigung und danach, irgendwann einmal nicht erreichbar zu sein. Generell ist es wichtig, die Mitarbeiter bei der Frage einzubinden, wie Arbeit in Zukunft gestaltet sein soll. Letztlich hat das Thema Gesundheitsmanagement auch für die Mitarbeiterbindung eine große Bedeutung. Interessant ist dennoch, dass viele Beschäftigte jahrelang ohne oder nur mit einer Handvoll krankheitsbedingten Fehltagen ihr Umfeld gestalten – das ist schon bemerkenswert.
Aller Anfang beginnt im Kleinen
Wie könnten sich auch kleinere Unternehmen im Betrieblichen Gesundheitsmanagement engagieren?
Das Setting Betrieb ist ein ideales Handlungsfeld, Gesundheitsthemen an Beschäftigte aktiv zu adressieren. Auch kleine und mittlere Unternehmen können und müssen von der Etablierung eines eigenen Gesundheitsmanagements profitieren. Es lohnt auf jeden Fall, wenn sich dort eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter – wenn auch nur teilweise – mit Gesundheitsthemen beschäftigt und diese an die Belegschaft kommuniziert.
Sie werden künftig einer der wichtigsten Faktoren, um die Beschäftigungsfähigkeit zu gewährleisten und Wettbewerbsvorteile zu generieren. Bei ähnlichen Gehaltsstrukturen in konkurrierenden Unternehmen könnten Arbeitgeber ihre Attraktivität erhöhen, wenn sie Arbeitnehmern ein nachhaltiges Gesundheitskonzept anbieten.
Der Krankenstand lässt sich beeinflussen
Wie können einzelne Maßnahmen wirklich gemessen und gesteuert werden?
Eine positive und gesundheitsfördernde Gestaltung des Arbeitsplatzes und des Umfeldes haben unter anderem eine positive Wirkung auf den Krankenstand und die Verbesserung des Betriebsklimas zur Folge. Dies ist mittlerweile beweisbar. Streng anonymisierte Berichte der Krankenkassen und systematische eigene Analysen helfen, das Arbeitsunfähigkeitsgeschehen im Betrieb noch besser zu begreifen. Daraus lassen sich innovative Handlungsstrategien ableiten.
Was die Sache mit gesunder Schlaf angeht, bin ich voll bei euch. Ich finde generell, dass die Leute es etwas übertreiben, sich übernehmen und da kommt meist der Schlaf zu kurz. Entweder es ist zu wenig oder er ist nicht qualitativ, aber solange die Leute nicht gesund schlafen, kann auch das Performance Level nicht so hoch sein.