Die Smarte Küche im Internet der Dinge

Wie stellt sich eine Traditionsbranche auf die Digitalisierung ein? Und was kann die Smarte Küche eigentlich abseits des „altbekannten“ smarten Kühlschranks? tielsa-Geschäftsführer Christian Hartmannsgruber spricht darüber im Interview.
Christian Hartmannsgruber ist seit 2013 Geschäftsführer der tielsa GmbH. Zuvor war er sieben Jahre Geschäftsführer der Domicil Möbel GmbH. „Es hat uns immer angetrieben, das, woran wir glauben und was wir erzählen, auch zu liefern. Wir bedienen die sich verändernden Kundenbedürfnisse mit individuellen Lifestyleprodukten – deshalb geben wir heute beim Thema smarte Küche die Richtung vor. „Anderssein“ hat uns viele Türen im Handel und bei Partnern geöffnet, die heute Teil unseres Konzeptes sind.“
Die intelligente Küche im Internet der Dinge
Herr Hartmannsgruber, Sie sprechen auf der Living & Home 2017 über „smarte“ Küchen. Warum werden denn Küchen im Moment eigentlich smart?
Laut einer aktuellen Studie sind wir heute weltweit von mehr als 8 Milliarden vernetzter Endgeräte, wie Smartphones, Smart-Watches, Wearables und Connected Cars, umgeben. Wohnen, Mobilität, Gesundheit und weitere Themen werden im Internet der Dinge verschmelzen und bieten den Menschen ein Mehr an Sicherheit, Komfort und Energieeffizienz. Vor allem steht das Thema „länger in den eigenen vier Wänden“ stark im Fokus und hier zeigen smarte Küchen ihre Stärken. Der Nutzer bekommt bereits heute deutliche, echte Mehrwerte und kann die mit diesem Thema verbundenen Herausforderungen perfekt bewältigen.
Viele denken beim Begriff Smart Kitchen erstmal an intelligente Kühlschränke. Können Sie unseren Lesern einen Überblick geben, was es noch für Möglichkeiten gibt, eine Küche smart zu machen?
Ja, dieser Kühlschrank „verfolgt“ uns schon viele Jahre! Er war und ist sicherlich Teil eines sinnmachenden Ganzen, für sich allein aber höchst fraglich.
Wer heute über smarte Küche spricht, meint hauptsächlich Insellösungen einzelner Gerätehersteller. Für uns war „smart“ immer etwas mehr. Basis muss aus unserer Sicht eine Plattform sein, die auf den Punkt gebracht und unabhängig von Herstellern in der Lage ist Geräte und Lösungen zu verbinden. Daraus lassen sich dann Szenarien orchestrieren, die Mehrwert und Nutzen schaffen. Das geht dann von der Einstellung der Küche auf eine spezifische Person (Arbeitshöhen, Licht, Musik, Einschalten von Wasserkocher usw.) auf Knopfdruck oder zu bestimmter Zeit automatisch, über die Kochunterstützung (Einkauf bestimmter Produkte, Vermeidung bestimmter Inhaltsstoffe, Nutzung ablaufender Lebensmittel) bis zu „zeitlich abgestimmten Geräten“, um Kaffee oder Tee genau dann zu haben, wenn auch der Kuchen fertig ist. Und dies per Sprachbefehl. Sicherheit, Komfort und Zeitgewinn stehen hier im Fokus.
Digitale Produkte in einem Traditionsmarkt
Das Küchengeschäft ist alt und hat viel Tradition. Mit welchen Herausforderungen war es für Ihr Unternehmen verbunden, die gute alte Küche digital zu vernetzen und als Produkt an den Markt zu bringen?
Die Mehrwerte und der Nutzen von Technologien zur digitalen Vernetzung werden oft nicht klar genug kommuniziert und am Markt gibt es zu viele „Insellösungen“, deren Nutzen schlicht begrenzt ist. Dies hat zu Beginn natürlich zu großer Zurückhaltung und Unsicherheit geführt. Kerngeschäft ist der Verkauf „normaler“ Küchen. Seit etwa einem Jahr spüren wir aber deutlich den Anstieg sowohl im Handel wie auch beim Kunden. Es wird gekauft. Schlüssel ist ein Paket aus modular erweiterbaren Lösungen, Bereitstellung von Partnern zur Installation sowie Fachberatung und entsprechende Dienstleistung zur Sicherstellung, dass es funktioniert. Und, ja, es setzt sich langsam die Gewissheit durch, dass man damit Geld verdienen kann und sein Kerngeschäft mittel- bis langfristig absichert.

Deutschland ist in Technologiefragen nicht als das Land der Early Adopter bekannt. Gibt es denn hier schon einen Markt für smarte Küchen? Wie denken Sie wird er sich in Zukunft entwickeln?
Wir haben 2015 einen Preis in den USA als innovativstes Unternehmen im Bereich Smart Kitchen gewonnen. Glauben Sie mir, das war für die Technologiemacht USA echt eine Überraschung und hat uns schon damals viele Türen bei großen Firmen wie Amazon geöffnet. Wie schon gesagt, das Bedürfnis nach einer smarten Küche wächst und es gibt hier bereits genügend sinnvolle Use Cases die das unterstützen. Auch die Einführung der Sprachassistenten hat einen richtigen Push in den Markt gebracht. Die Küche ist einfach ein idealer Startpunkt für Smart Home.
Dazu kommt, dass sich Unternehmen im heutigen Wettbewerbsumfeld nicht nur um den Verkauf ihrer Produkte kümmern müssen, sondern auch daran interessiert sind, After-Sales-Dienstleistungen zu erbringen, um sich damit einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. Ein klares Ziel unserer Lösungen ist es, die Kundenzufriedenheit zu steigern und über die gesamte Nutzungsdauer die Kundenbeziehung zu halten. Gleichzeitig können durch unsere Plattform auch Kundenwünsche in die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen einfließen.
Vielleicht noch zum Abschluss ein Beispiel zum Thema „wo geht es hin“ bei Dienstleistung und Service. Kunden, die Geräte mehrerer Hersteller („Weiße Ware“) besitzen, haben kein Interesse, im Falle einer zeitgleichen Störung von Geräten unterschiedlicher Anbieter, mehrere Hersteller bzw. Vertriebshändler für den technischen Service kontaktieren zu müssen. Hier können durch Auswertung von Sensorinformationen Zustandsdaten von Geräten erfasst und mit Informationen aus Drittsystemen (z.B. ERP-/CRM-Systemen) kombiniert werden. Auffällige, auf Störungen hindeutende Muster können so frühzeitig erkannt und entsprechende präventive Servicemaßnahmen eingeleitet werden.
Vielen Dank für das Interview!
Interessanter Beitrag mit Blick in die Zukunft.