Die Blockchain im Energiemarkt: Die nächste Disruption?

Man kann schon jetzt prognostizieren: Was das Wort Disruption für 2016 war, könnte die Blockchain für 2017 werden. Die dezentral strukturierten Datenbanken sind eigentlich als das Verfahren hinter der Kryptowährung Bitcoin bekannt. Vermehrt wird aber nun diskutiert und ausprobiert, was eigentlich noch alles möglich ist. Denn die Blockchain ist vielseitiger einsetzbar als „nur“ im Finanzbereich, da sie es auch „kleinen“Akteuren ermöglicht, rechtssicher miteinander Handel zu treiben. Wir schauen heute mal auf die Anwendungsmöglichkeiten für die Blockchain im Energiesektor.
Exkurs: Wie funktioniert die Blockchain?
Die Blockchain ist eine dezentral angelegte Datenbank, mit der Transaktionen chronologisch nachverfolgt werden können. Sie wird auf allen Computern gespeichert, die an einem System teilnehmen, und hält jeden einzelnen Handelsschritt in sogenannten Blöcken fest. Jeder Transaktion ist eine eigene Prüfnummer zugeordnet, die sich automatisch verändert, wenn auch der Inhalt der Transaktion verändert wird. Da diese Prüfnummer auch im folgenden Schritt der Kette angegebenen wird, lassen sich angelegte Blöcke im Nachhinein nicht mehr unbemerkt verändern: Denn die Nummern würden nicht mehr übereinstimmen! Neue Blöcke werden nur hinzugefügt, wenn alle Computer im System dasselbe Signal erhalten. So lassen sich ganze Handelsketten nachvollziehen und sind nicht mehr manipulierbar.
Eine mögliche Anwendung bietet sich damit für Finanztransaktionen oder im Verkauf. Aber das System eignet sich prinzipiell für jede Art Handel. Und das macht die Blockchain für die Energiewirtschaft derzeit ebenfalls sehr interessant.
Blockchain: Kennenlernen und Verstehen

Die Blockchain im Energiemarkt der Zukunft: Wir sprechen alle die gleiche Sprache
Im Strommarkt der Zukunft soll überall von jedem Energie erzeugt und gehandelt werden: Bereits jetzt werden Smart Meter per Gesetz in die Häuser integriert und man findet jede Menge Fördermöglichkeiten, wenn man sich eine Solaranlage aufs Dach setzen möchte. Da läge es doch Nahe, in Zukunft auch völlig autonom mit dem produzierten Strom zu handeln; ihn zum Beispiel direkt an seinen Nachbarn zu verkaufen oder aus der Biogasanlage des örtlichen Bauern zu beziehen.
Mit der Blockchain ginge das!
Denn sie funktioniert dezentral und ist nicht auf eine genormte Kommunikationsinfrastruktur angewiesen. Sie kann auch einzelnen Nutzern als Medium dienen, was der Handel mit Bitcoins beweist. Und sie ist sicher.
Für den Energiemarkt wären damit gleich zwei Probleme gelöst!
- Datensicherheit und Datenschutz wären gewährleistet.
Durch die Prüfsummen ist die Blockchain nicht manipulierbar und, da sie außerdem anonymisiert angelegt wird, ist sie datensparsam.
- Eine einheitliche Gerätekommunikation wäre geschaffen.
Was lange schwierig war, könnte durch die Blockchain im Energiemarkt Realität werden. Das müsste sonst durch zentrale Lösungen wie Normen, Gesetze oder durch eine Zusammenarbeit der größten Smart-Home-Player passieren.

Klassisches Versorgungsmodell wird in Frage gestellt
Mit der Blockchain stünde der gesamte Energiesektor vor einem Wandel, denn das Verfahren würde Zwischenhändler, Versorger und Börsen weitgehend überflüssig machen. Und es gibt bereits heute interessante Feldversuche, die unter anderem in New York und Australien durchgeführt werden. In Australien zum Beispiel sollen Verbraucher untereinander Solarstrom handeln können – in einem Gebiet, das flächenmäßig so groß wie Deutschland ist. Dafür kooperieren das australische Unternehmen Power Ledger und das Immobilienunternehmen National Lifestyle Villages.
Bei der Anwendung im Energiemarkt bieten sich viele Möglichkeiten, von denen einige auch schon in der Praxis getestet werden. Einige davon werden wir uns in Kürze auf dem Blog genauer anschauen, denn eins ist klar: Das Verfahren muss ordentlich implementiert werden, sonst können die Schwachstellen im System ausgenutzt werden. Das zeigt das Beispiel der Investmentfirma The DAO, bei der plötzlich 50 Millionen Dollar fehlten.