Agilität als wichtiger Bestandteil einer erfolgreichen Produktion

Die Umsetzung einer agilen Produktion bringt viele Vorteile, doch vor allem die Umstellung alt bewährter Prozesse birgt auch einige Herausforderungen. Erfahren Sie jetzt im Interview mit Céline Daibenzeiher, welche das sind und wie Sie diese erfolgreich in Ihrem Unternehmen durchführen können.
Céline Daibenzeiher ist Produktmanagerin im Bereich New Business Technology der TRUMPF Werkzeugmaschinen GmbH + Co. KG. Sie studierte Wirtschaftsingenieurwesen am Karlsruher Institut für Technologie und verbrachte diverse Auslandsaufenthalte in Großbritannien, USA und China. Begleitend zum Studium war sie im Geschäftsfeld Process Industries and Drives der Siemens AG in der Industrie 4.0 Werksplanung tätig. Nach Stationen in der Softwareentwicklung von MES Systemen und dem Partnermanagement Smart Factory bei TRUMPF leitet sie heute ein Industriekonsortium zur Standardisierung eines interoperablen Ortungssystems für die Smart Factory.
Die Notwendigkeit einer agilen Produktion
Agilität im Rahmen der Produktion ist ein Trend, den immer mehr Unternehmen umsetzen möchten. Wie würden Sie die agile Produktion definieren? Worauf kommt es an?
Eine agile Produktion passt sich flexibel den Kundenanforderungen an. Dies trifft auf einen Großteil der Kunden von TRUMPF zu. Als Lohnfertiger wissen Sie meist nicht, was und wie viel Sie in vier Wochen produzieren. Ihr Produktspektrum verändert sich rollierend – vom Gartenzaun bis zum Blechgehäuse. Um mit dieser Komplexität und Unsicherheit umgehen zu können, ist eine agile Produktion notwendig.
Neue Prozesse gemeinsam definieren
Wie sollte man bei einer Umstellung von bewährten Systemen vorgehen?
Bei einer Umstellung eines bewährten Systems sind die Menschen, welche das neue System in ihrem täglichen Arbeitsleben verwenden das Wichtigste. Neue Prozesse und Veränderungen sollten gemeinsam mit den Beteiligten definiert werden. Nur so schafft man die Akzeptanz des neuen Systems im Team.
Ein neues System sollte darüber hinaus zuerst in einem kleinen Bereich getestet werden, da die meisten Probleme erst vor Ort auftreten. Hierbei ist eine agile Vorgehensweise, sprich frühzeitig und iterativ das Feedback des Teams einzuholen und in die Optimierung des Systems einfließen zulassen, aus meiner Sicht ein wichtiger und wesentlicher Bestandteil für eine erfolgreich Umsetzung.
Der Digitale Zwilling der Produktion
Sie haben bei sich ein System zur Echtzeitortung etabliert. Können Sie uns kurz erklären was sich dahinter verbirgt und was das für Vorteile mit sich bringt?
Kurz gesagt: das Echtzeitortungssystem ermöglicht den Digitalen Zwilling der Produktion. Wir wissen zu jeder Zeit, in Echtzeit, wo sich die Assets befinden. Das TRUMPF Track&Trace Produkt besteht aus Satelliten und Markern. Die Satelliten werden in regelmäßigen Abständen an der Decke einer Produktionshalle installiert. Anschließend können die Marker in der Produktionshalle präzise lokalisiert werden. Legt man einen Marker einem Auftrag bei, so kann dieser auf seinem Weg durch die Produktion verfolgt werden. Dies erhöht die Transparenz und reduziert Suchzeiten in einer agilen Produktion.
Doch damit nicht genug: Die Echtzeitortung ermöglicht zudem automatische Buchungsvorgänge mithilfe von Geofences, Analysen des Wertstroms sowie die Möglichkeit der Echtzeitplanung. Dies alles lässt sich mit einem geringen Aufwand im brown- und im green field umsetzen und ist somit das Rückgrat der Industrie 4.0.
Know-how liegt oft im eigenen Haus
Welche waren die großen Herausforderungen, denen Sie in diesem Zusammenhang begegnet sind?
Eine der Herausforderung war es das Echtzeitortungssystem so zu gestalten, dass es in einer Produktionsumgebung, insbesondere in der Blechumgebung funktioniert. Dies ist nicht trivial, da Blech der natürliche Feind der Radiowelle ist und diese zigfach reflektiert.
Wir haben mehrere Millionen Euro in die industrietaugliche Verwendung der Echtzeitortungstechnologie investiert. Dabei haben wir von dem Ultra-Wide-Band Chip bis hin zur Anwendung eine komplette Lösung entwickelt und uns hier wertvolles Know-how im eigenen Haus angeeignet. Den Mut zu beweisen sich in neuen Geschäftsbereichen und Technologiefelder zu wagen, stellt dabei einer der größten Herausforderungen einer Organisation dar. Heute profitieren unsere Kunden von einer robusten Lösung, welche nachweislich Optimierungen in der Intralogistik bietet.